Das Spiel mit der Angst der SEOs

Gestern gab es einen ganz kurzen Aufreger um eine vermeintliche Meldung, dass Google massiv gegen Blogs vorgehen würde. Im Blog von Onlinemarketing.de ist ein Artikel erschienen, in dem diese Meldung verbreitet wurde. Dieser ist garniert mit einem Zitat von Matt Cutts, welches das Ganze untermauert und in dem er dazu auffordert, dass Blogs geschlossen werden sollten um einer Bestrafung zu entgehen.

SEO Satire mit ernsthaftem Hintergrund

Selbstverständlich handelte es sich dabei um eine Ente, genauer gesagt, um waschechte Satire. Der Artikel war letztlich eine Übersetzung  eines Artikels von Joel Klettke, der in seinem Blog myopenletters.com alles frei erfunden hatte.

Satire erzielt ja immer dann ihre beste Wirkungen, wenn sie zu echten Reaktionen führt. Und sowohl auf Joels Blog, wie auch in der deutschen Version, sprechen die zugehörigen Kommentare Bände. Tatsächlich werden solche Aussagen von einigen Menschen ernst genommen. Das zeigt, wie groß die Verunsicherung ist, die Google und sein Webspam Team unter den SEOs und Webseitenbetreibern geschaffen hat.

Wie Google Verunsicherung sät

Spam ist seit jeher eines der Hauptprobleme vieler Internetseiten, die Informationen anbieten. Google versteht sich teilweise als solche, auch wenn sie nicht unbedingt mit Informationen ihr Geld verdienen, sondern mit Werbung, die sie daneben oder stattdessen platzieren. Dennoch sind sie auf die Qualität der Informationen angewiesen, die über die Suchmaschine abgerufen werden können. Darum bemühen sie sich, Spam und Manipulation zu vermeiden. Da sie dabei jedoch gegen Windmühlen kämpfen, haben sie schon seit längerer Zeit die Taktik der Verunsicherung gewählt. Es werden Drohungen ausgestoßen, die Abstrafungen bei Manipulation in Aussicht stellen. Über das Kalkül dahinter habe ich schon im Rahmen des letzten Pinguin Updates geschrieben: Vorauseilender Gehorsam durch Abschreckung. Webmaster sollen aus Angst, möglicherweise betroffen zu werden, dazu bewegt werden, Spammaßnahmen entweder gleich zu lassen, oder von alleine abzubauen. Zentrale Figur des Ganzen ist Matt Cutts, der mit seinen Äußerungen regelmäßig für ein Aufkochen der SEO-Gerüchteküche sorgt.

Was Google unter Spam versteht

Google möchte weder Manipulationen an seinen Suchergebnissen noch Spam, der nur dem erstgenannten dient. Das klingt plausibel, zumindest auf den ersten Blick. Auf den Zweiten aber wird klar, dass man nicht eindeutig sagen kann, wo Manipulation anfängt und was noch legitimes Marketing ist. Denn auch wenn Google es gerne so darstellt, einfach so, mit ein bisschen gutem Inhalt, wird keine Seite bekannt oder kommt in den Suchergebnissen weit nach vorne. Dazu bedarf es Arbeit und SEO leistet ihren nicht unwichtigen Teil dabei. Von daher ist Google auch auf die Suchmaschinenoptimierung angewiesen, da nur dadurch relevante Informationen auch sicher in die SERPs gelangen.

Aber was ist dann Spam, bzw. Manipulation, oder anders: Black Hat? Linkkauf? Ja, vielleicht (für Google auf jeden Fall), ebenso wie Linktausch. Die Definitionen dafür werden jedoch immer schwammiger. Erst kürzliche wurden die Webmaster Richtlinien zum Linktausch um Punkte über Gastartikel in Blogs und Pressemitteilungen erweitert. Schwammige Definitionen und die Tatsache, dass Google alleine bestimmt was gut und in Ordnung ist, lassen dann gelegentlich auch den Eindruck von Willkür entstehen. Und Google macht auch nicht immer einen Hehl daraus, dass es das Internet gerne nach seinen Wünschen gestalten würde.

Die Abwertung von Blogs: Was hinter der Satire steckt

Dass Blogs und vor allem Links aus Blogs abgewertet werden könnten ist nicht unbedingt so absurd, wie es zunächst klingt. Denn tatsächlich werden viele Blogs nur aus SEO Gründen (Linkaufbau) betrieben. Die Idee, Blogs als ganzes abschaffen zu wollen, wie in der Satire geschehen, könnte daher treffender nicht sein. Sie übertreibt durchaus reale Gegebenheiten und wirft somit ein anderes Licht auf Googles Handelsweise. Da wird schonmal übers Ziel hinausgeschossen. Die Gefahr hinter Googles Aktionen gegen Linkkauf und Linktausch ist nämlich, dass irgendwann gar nicht mehr verlinkt wird, um nicht in Gefahr zu geraten, abgestraft zu werden, weil Googles Kriterien so undurchsichtig sind. Internetseiten ohne externe Links hingegen sind unnatürlich und schädigen die für das Internet so relevante Vernetzung untereinander.

Viele Blogs bestechen nicht gerade durch tollen Content, sondern durch ihre Eigenschaft als Contentmaschine oder Linkschleuder. Dagegen hat Google aber schon einige Kriterien entwickelt, die ausreichen sollten. Nicht umsonst wird immer wieder auf den Faktor „guter Content“ verwiesen. User und soziale Signale können hier ebenfalls Hinweise liefern, welcher Blog „echt“ ist und welcher nicht. Blogs sind ein wichtiger Bestandteil des Internets und eine Quelle des Social Webs. Trotzdem ist es angesichts sinkender Qualität wahrscheinlich, dass Google ihnen generell nicht mehr die Bedeutung zukommen lässt, wie das vielleicht einmal der Fall war.

Eine wirklich sinnvolle Maßnahme zur Unterbindung von Spam und Manipulation wäre übrigens die Schließung von Google+, den Eindruck habe ich jedenfalls manchmal. Ich vermute aber mal, dass Google hier ein Auge zudrückt…

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