Social-SEO: Zukunftstrend oder schädliches Buzzword?
Es gelingt mir noch nicht lange, ohne Unsicherheiten das Datum mit der richtigen Zahl am Ende zu schreiben. Bis die Nachricht vom neuen Jahr in die fürs Datumschreiben zuständigen Regionen meines Gehirns gelangt ist, dauert es gefühlt jedes Jahr länger. Kaum habe ich mich also dran gewöhnt, wird auch schon von 2014 gesprochen. Ganz so als wäre 2013 schon abgeschlossen. Diese Woche bin ich dann sogar schon auf die acht wichtigsten SEO-Trends 2014 aufmerksam gemacht worden. Ich überlasse es jedem selbst sich zu überlegen, welchen Sinn so eine Liste macht, zumal das Aufgelistete auch nicht gerade überrascht … Einen genannten Punkt möchte ich aber dennoch herausnehmen und genauer betrachten: den Punkt Social SEO.
Social SEO als Trend in der Suchmaschinenoptimierung?
Ich habe den Begriff Social SEO in den letzten Monaten erfolgreich verdrängt. Dabei meine ich ausdrücklich den Begriff und nicht das, was er beinhalten kann. Der Begriff an sich ist allerdings sehr schwammig, wie sich in der Erklärung zum 8. SEO-Trend 2014 zeigt:
Natürlich bleiben soziale Netzwerke ein großes Thema 2014, auch für SEO. Der Trend im Social-Web im Bereich SEO werden aber Communitys. In Googles Bestreben, User Signalen mehr Gehör zu geben, sind Communitys in Foren oder auf Blogs SEO-Gold. Sie interagieren nicht nur mit der Marke und dem Content, sondern generieren auch selbst Inhalte, sogenannten User-generated content. Schaffen Sie es, eine treue und engagierte Community aufzubauen, ist aus SEO-Sicht bereits viel gewonnen.
Dass gerade Blogs vom Online Marketing und insbesondere von SEOs wiederentdeckt wurden ist eigentlich kein neuer Trend. Für Communities gilt, sicherlich noch mehr als für Blogs, dass sie zwar aus diversen Gründen einen enormen Einfluss auf das Ranking einer Seite haben können. Die reine Motivation als SEO Maßnahme reicht aber wohl kaum aus, um so etwas erfolgreich zu betreiben. Wenn Social SEO damit beschrieben wird, mal eben eine „treue und engagierte Community aufzubauen“, dann ist das schon stark vereinfacht. Solche Maßnahmen sollten eigenständig geplant werden, ebenso wie die Präsenz in sozialen Netzwerken. Soziale Netzwerke haben, ebenso wie Suchmaschinen und jeder andere Kanal, ihre eigenen spezifischen Anforderungen. Das fängt schon bei so etwas wichtigem wie der Zielgruppe an. Die Frage ist doch, wo und wie man die Leute, die man erreichen möchte, am besten erreicht? Das ist im heutigen Medienmix häufig nicht nur ein Kanal, zumal alle Kanäle miteinander verknüpft sind.
Social SEO als „gefährliches“ Buzzword?
Der Begriff geistert bereits eine Weile durch die Welt, ohne dass er sich für etwas konkretes durchgesetzt hätte. Er suggeriert entweder, dass SEOs jetzt Social Media machten, oder dass Social Media Marketer jetzt SEO machten, oder dass es Optimierung für die Suchfunktionen sozialer Netzwerke gebe.
Letzteres ist sicher ein sehr interessanter Punkt, vor allem wenn man an die Facebook Graph Search denkt. Aber eben die ersten beiden suggerierten Bedeutungen halte ich für schädlich. Es gibt Überschneidungen von SEO und Social Media Marketing, keine Frage. In der SEO-OnSite Optimierung zum Beispiel sollte ein Check auf Teilbarkeit, also im Grunde SMO, nicht fehlen. Während sich Social Media Marketing jedoch um die Präsenz der Marke in sozialen Netzwerken dreht, hat SEO vielmehr die eigene Website im Fokus. Ich rate dazu, für einzelne Baustellen auch Spezialisten zu Rate zu ziehen (mal abgesehen von großen Agenturen die alles machen). Diese sollten dabei jedoch nicht fokussiert auf ihr Thema blicken, sondern ganzheitlich denken und z.B. vorhandene Social Media Potentiale aufzeigen. Dass man Social Media nutzt um Links zu setzen ist jedoch kein Social SEO, sondern einfach SEO.
Die Problematik des Themas wird übrigens deutlich, wenn man sich die Diskussion vom Januar im AKM3 Blog durchliest. Ich finde besonders den Beitrag von Malte Landwehr überzeugend.
Wieso ich den Begriff für schädlich halte, zeigt ein Verkaufstext einer Social Media Agentur, den ich gefunden habe:
Klassische Suchmaschinenoptimierung allein reicht nicht mehr aus , um auf der ersten oder zweiten Trefferseiten von Google gefunden zu werden.
Mit Social SEO verbinden wir klassische Suchmaschinenoptimierung (SEO) mit Social Media. Nicht mehr Google, sondern die bevorzugten Sozialen Netzwerke wie Facebook, Twitter & Co sind für die Mehrheit der Nutzer inzwischen die erste und wichtigste Anlaufstelle im Internet. Jeder dritte Nutzer navigiert bereits über sein Lieblingsnetzwerk auf andere Seiten.
Hier wird verallgemeinert was das Zeug hält. Klassische Suchmaschinenoptimierung (was immer das hier sein soll) reicht definitiv meistens aus, um auf der ersten oder zweiten (!!!!) Serp zu landen. Selbstverständlich erleichtert eine gute Präsenz in Social Media auch das Ranking und liefert zusätzlichen Traffic über andere Kanäle als die Suchmaschine. Social Media als DIE Anlaufstelle im Internet zu bezeichnen, stimmt selbstverständlich auch nur für manche Themen. Insgesamt sind die Suchanfragen dieses Jahr sogar gewachsen. Außerdem ist das dann schon irgenwie komisch, wenn man erst behauptet, dass man nur mit Social Media auf die ersten beiden Trefferseiten kommt, um dann zu sagen, dass die eh nicht mehr so wichtig sind, aber das nur am Rande.
Letztlich geht es darum, Social Signals zu verkaufen. SEO darauf aufzubauen halte ich aber für bedenklich, denn SEO verfolgt eigentlich eine mittel- bis langfristige Perspektive. Diese wird durch Social Signals allerdings kaum gestützt.
Social SEO mal positiv:
Aber ich will auch nicht nur meckern, es gibt auch positive Stimmen zum Thema Social SEO. Diese kommen natürlich und übrigens ebenso überzeugend von Björn Tantau. Sein Fazit lautet: „Es gibt Social SEO wirklich. Das allerdings nicht als eindimensionales Buzzword, das sich wahllos über alle möglichen Kampagnen stülpen lässt. Social SEO muss Teil einer umfassenden Strategie sein, die ein ganzheitliches Erfolgserlebnis als Ziel hat.“
(Artikel erstmals 2013 veröffentlicht – Inhalt möglicherweise nicht mehr aktuell)