Die Rückkehr der Blogs

Blogs (auch: Weblogs) sind um die Wende zum neuen Jahrtausend entstanden. Ursprünglich waren sie gedacht als Onlinetagebücher, in denen Menschen ihre Erlebnisse aufgeschrieben haben. Zu Anfang der nuller Jahre vebreiteten sie sich immer weiter. Und sie entwickelten sich auch weiter, von Tagebüchern hin zu mehr themenbezogenen Blogs. Manchmal politisch, manchmal technisch, manchmal lyrisch, manchmal irgendwas anderes. Sie waren sozusagen die Speerspitze des Web 2.0, von Social Media, denn jeder konnte eins betreiben, sie waren interaktiv und sie waren untereinander vernetzt. Betrieben wurden sie zunächst hobbymäßig und dann irgendwann, als einige Blogs größere Reichweiten erzielten, wurde es deutlich professioneller -sowohl was die Blogger angeht, als auch die Themen. Teilweise wurde damit sogar Geld verdient. Zwischenzeitlich erhielten Blogs auch sowas wie öffentliche Aufmerksamkeit. Ich kann mich erinnern, dass es eine Zeit gab, in der sie zwar nicht in aller Munde waren, in denen das Wort „Blog“ aber doch in dem einen oder anderen Gespräch und in dem einen oder anderen Medium vorkam.

Diese kleine Geschichte habe ich aus der eigenen Erinnerung erzählt. Das sind also alles keine Fakten, sondern ist lediglich die frühe Entwicklung der Blogs in meiner Wahrnehmung. In dieser Wahrnehmung nahm das (öffentliche) Interesse an Blogs dann wieder ab. Andere Web 2.0 Themen wurden  wichtiger und verdrängten alles andere. Soziale Netzwerke waren viel interessanter. Wer hier vertreten war, brauchte im Übrigen auch nicht unbedingt ein Reisetagebuch zu führen, sondern konnte seinen Freunden alles Wichtige gleich mitteilen. Genauso verhielt es sich mit vielen anderen Themen. Aus den klassischen Medien (ich mag Bezeichnungen wie „klassische Medien“ eigentlich nicht, aber hier war das einfach zweckmäßig) waren sie weitgehend verschwunden. Wie gesagt, zumindest in meiner Wahrnehmung.  Seit einiger Zeit sind sie aber wieder zurück – in der öffentlichen Wahrnehmung und im öffentlichen Leben.

Waren Blogs weg?

Eigentlich sollte man meinen, dass bei einer Überschrift wie „Die Rückkehr der Blogs“, davon ausgegangen wird, dass Blogs vorher verschwunden waren. Waren sie das? Nein, sie waren natürlich nie weg. Die Bloggerszene in Deutschland hat sich immer weiter professionalisiert. Viele Journalisten bloggen und in der „Internetbranche“ wird seit jeher gebloggt was das Zeug hält. Denn das gehört ja irgendwie dazu. Und es gibt vor allem einen Bereich, in dem Blogger in der Zwischenzeit tatsächlich den Durchbruch erzielt haben: Mode. Fashionblogs haben sich etabliert. Sie sind teilweise hochprofessionell geworden, wurden aufgekauft, bloggen für Fashionlabels. Aber trotzdem gibt es immer wieder Fashionblogger, oder eher meistens Bloggerinnen, die – wie früher – einen kleinen Blog hobbymäßig betreiben und dann groß rauskommen und auf Modeschauen eingeladen werden.

„Machen Sie doch mal einen Blog“

Dieser Satz dürfte so oder so ähnlich in den letzten anderthalb Jahren immer häufiger gefallen sein und zwar in Beratungsgesprächen von Social Media / Werbe- / PR-Agenturen / Beratern mit ihren Kunden. Dies ist unter anderem einer der Wege, auf dem sich die Blogs wieder stärker im öffentlichen Bewusstsein verankern. Corporate Blogs, also Unternehmensblogs gibt es mittlerweile in fast jeder Branche, nicht nur in unserer kleinen Nische. Die sozialen Netzwerke, darunter vor allem Facebook, haben einen Teil ihrer alles überragenden Stellung verloren. Es wird mehr über Alternativen nachgedacht und das nicht nur im Unternehmensbereich.  Auch im privaten Bereich werden zunehmend Alternativen gesucht, vor allem bei den jungen, trendsetzenden Altersgruppen. Facebook hat ein (kleines) Imageproblem in dieser Zielgruppe. Das wurde etwas reißerisch als Vegreisung von Facebook betitelt. Andere Dienste hingegen sind auch bei jungen Usern immer beliebter. Ich nenne hier jetzt mal Twitter, Tumblr und Pinterest. Alle drei sind aber weniger soziale Netzwerke im Sinne von Facebook, VZGedöns und MySpace, sondern kommen ja eher aus der Blog-Ecke. Twitter ist ein Microblogging Dienst, Tumblr ist ein Dienst für Fotoblogs, die ihre Wurzeln denke ich mal deutlich im Fashionbereich haben und Pinterest kommt ebenfalls aus der Ecke. Bei allen stehen die Inhalte im Vordergrund und sie sind hochgradig vernetzt.

Warum sind Blogs wieder da?

Wie gesagt waren die Blogs ja nie weg. Und warum jetzt Dienste wie Twitter, Tumblr etc im Trend liegen, vermag ich nicht zu sagen. Aber bei den Unternehmensblogs und der generell wieder (gefühlt) stärker werdenden Tendenz zum Blog, spielen verschiedene Faktoren eine Rolle. Für Unternehmen stehen hier natürlich die Begriffe Content Marketing und Linkbuilding (also SEO) im Vordergrund. Hinzu kommt, dass der Facebook-Hype vorbei ist, man das Ganze etwas realistischer betrachtet und Alternativen sucht. Und gar nicht so selten ist ein Blog eine gute Idee, so lange man auch interessante und gute Inhalte liefern kann. Und wenn man darüber schreibt, wie man richtig bloggt, dann kann man sich hoher Userzahlen sicher sein.

Auch ins öffentliche Bewusstsein sind Blogs wieder gerückt. Hier allerdings deutlich mehr im Sinne eines investigativen Journalisten (Der Blogger, TV-Sendung auf Arte) oder aber unterdrückter Regimekritiker (arabischer Frühling).

Journalisten und Fashionblogger haben Blogs wieder in die Internetrealität gerückt. Und auch wenn Blogs in Deutschland vielleicht nicht zu der Stellung gelangen, die sie in anderen Ländern teilweise haben, so sichern sie sich gerade ihre Stelle im Medienmix. Manche Blogger haben Reichweiten und Einfluss, die sie für Unternehmen interessant machen. Die Nutzung der Blogger Outreach ist schon länger eine Marketingdisziplin geworden.Und Unternehmensblogs sowie blogähnliche Dienste wie Tumblr sind dabei den Weg in den Mainstream zu finden. Auch wenn bei diesen Formen das, was ein Blog eigentlich ausmacht, zurücksteht.

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6 Kommentare
15.04.2013

Die Hardcore-Blogger sind nicht weg! Nur haben viele Blogger vergessen, dass gemeinsames Verlinken in der Masse stark macht, um auch gehört zu werden.