Google und das große Misstrauen

Was ist bloß bei Google los? Seit Mitte vergangenen Jahres rollt der Suchmaschinengigant ein Update nach dem anderen aus. Erst war es ein Panda, vor kurzem dann ein Pinguin, zwischendrin hat man die lokalen Suchergebnisse still und leise viel stärker gewichtet und nun ist es Venice. Das sind nur die bedeutendsten Update der letzten zwölf Monate. Wer vermag schon zu sagen, ob morgen oder nächste Woche nicht wieder alles ganz anders ist?

Hinzu kommt so ein eigentlich lächerliches Versteckspiel wie zuletzt beim Pinguin-Update. Damit die Welt auch möglichst lange raten kann, was sich nun genau geändert hat, hat Google zeitnah mehrere verschiedenen Updates eingespielt. Das hat eine Zeit lang für ziemlich drastische Aufs und Abs in den Suchergebnisseiten gesorgt. Da stellt sich mir die Frage nach dem Warum.

Warum agiert der unumstrittene Marktführer bei den Suchmaschinen so?

Liegt es am Börsengang von Facebook? Fürchtet man in Mountainview das Aufkommen eines neuen Internetgiganten? Etwa 800 Millionen User sollen einen Facebook-Account haben und nutzen. Das ist natürlich beeindruckend, erst recht wenn man berücksichtigt, dass es keine Kooperation mehr zwischen Facebook und Google gibt. Facebook setzt lieber auf Microsoft als Partner beziehungsweise auf die Suchmaschine Bing. Dennoch kann Google alle öffentlichen Posts und Fanpages bei Facebok indizieren und macht das auch.

Zugleich hat man mit Google+ ein eigenes Social Network ins Leben gerufen. Im Vergleich zu Facebook ist es noch recht klein, aber das wird nicht lange so bleiben. Im Bereich Social Media ist es also eher Google, das sich als Konkurrent zu Facebook positioniert. Und das obwohl Facebook gemessen an der Zahl seiner User keine guten Umsätze erzielt.

An den starken Mitbewerbern im Suchmaschinenbereich kann es auch nicht liegen, dass Google sich so verschlossen gibt.

Da genügt ein Blick auf die Zahlen. Microsoft schreibt mit seiner Suchmaschine Bing dieses Jahr etwa 5 Milliarden Euro ab. Fünf Milliarden Euro Verlust für die Entwicklung und Marktpositionierung von Bing in den vergangenen drei bis fünf Jahren! Am 1. Juni 2009 startete Bing mit einer echten Kampfansage an Google. Und, was ist geschehen? Google hat seinen Marktanteil ausgebaut und fährt Jahr für Jahr Milliardengewinne ein. Gut, es sind „nur“ US-Dollar …

Also, was soll die Geheimniskrämerei? Geht es darum, es der Konkurrenz möglichst schwer zu machen die Updates nachzuvollziehen? Das wäre eigentlich ein Argument, aber Google hat ja keinen echten Konkurrenten. Jedenfalls nicht in dem Bereich.

Dann liegt es vielleicht an den bösen SEOs, die Mat Cutts immer mal gerne in die Irre führt oder es zumindest versucht.

Die ganzen bösen Leute, die versuchen ihre Webseiten oder die ihrer Kunden am besten in den Suchergebnislisten zu positionieren, um damit Geld zu verdienen. Denen soll extra verschleiert werden, was die neuen Updates bewirken, nur damit man dann auf der einen oder anderen Konferenz doch scheibchenweise preisgibt, was jetzt wie funktioniert oder auch nicht. Immerhin wird man eingeladen.

Was hat der User davon?

Bessere Ergebnisse zu seiner Suchanfrage ist die Antwort. Klingt erstmal gut. Nur leider fällt den meisten Usern ja nicht mal auf, dass sich was getan hat und dass die Ergebnisseiten jetzt andere Ergebnisse beinhalten als vorher. Wer im Internet nach einem Produkt sucht, dem ist es doch meistens egal, wo er es findet, so lange der Preis stimmt und der Bestellvorgang einfach ist. Ob das jetzt eine Affiliate-Seite ist oder der Webshop des Herstellers. Hauptsache die Lieferung kommt an und ist in gutem Zustand. Das Gleiche gilt doch auch für Informationen und Problemlösungen. Was juckt es den User, wenn er die Lösung seines Problems auf einer Seite findet, auf der keine Werbung eingeblendet ist, an der auch Google teil hat? Das interessiert doch nur Google selbst und sagt gar nichts über die Qualität einer Webseite aus – eigentlich.

Aber zurück zum eigentlichen Thema; Google misstraut alles und jedem, was nicht gecrawlt werden kann.

Das beste Beispiel dafür sind die Meta-Tags, die eigentlich jede Webseite in HTML mitbringt. Wegen zu viel Missbrauchs in der Vergangenheit werden viele schon länger nicht mehr ausgewertet, zum Beispiel das Keyword-Tag. Das Gleiche gilt für den Dublin Core. Auch zu leicht zu manipulieren. Jetzt setzt Google mit den anderen Suchmaschinen auf die Microformate. Die sollen alle einbauen. Da frage ich mich doch wieso? Wieso soll jemand Zeit und Geld in eine andere Form von Meta-Angaben investieren, die ja letztlich auch einfach manipuliert werden kann? Damit Google in drei bis fünf Jahre sagen kann: „Die werten wir nicht mehr aus. Damit wird zu viel Missbrauch getrieben“? Nach dem Motto „Ätschibätsch, reingefallen. Aber schön, dass ihr mitgemacht habt. Ihr seid doch jetzt nicht sauer oder? Das bisschen Zeit und Geld …“

Vertrauen basiert ja auf Gegenseitigkeit. Ich für mein Teil misstraue Google inzwischen mehr und mehr. Einerseits wird jedes Fitzelchen an Information, das Google über mich bekommen kann, gesammelt, zusammengeführt und zentral verwaltet. Inzwischen ist das ja auch eine ganze Menge, was man so für Google im Netz hinterlässt: GoogleReader, Analytics, die Suche, Google+, öffentliche Posts in sozialen Netzwerken, Blogs und Foren, Webseiten, die man mit angemeldetem Google-Konto besucht, das Google-Konto selbst, Bewegungsprofile dank Handydaten … Da kommt schon einiges zusammen, womit man sich ein Bild machen kann. Andererseits ist Google eine totale Black-Box mit einem Hang zu Paranoia. Das ist einfach kein gesundes Verhältnis.

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2 Kommentare

ich bin google dankbar für

– sehr gute Suchmaschine
– google Earth
– google Maps
– Street view

Das Datenproblem trübt meine Freude nur bedingt…

LG
Faruk