Filter Bubble – Review

Für meinen heutigen Rückblick auf die Serie zur Filter Bubble, wähle ich mal einen Einstieg, der zunächst einmal gar nichts damit zu tun hat. Bettina Wulff, die Frau des bestenfalls glücklosen, ehemaligen Bundespräsidenten, ist ja zur Zeit für mich vollkommen unverständlicherweise in den Medien sehr präsent, weil sie erstens Google verklagt hat und zweitens ein Buch geschrieben hat. Beides hat natürlich nichts miteinander zu tun und mich interessiert hier auch eher ersteres. Denn sie verklagt die Suchmaschine, da die Suchbegriffe, die Google automatisch vorschlägt wenn man Bettina Wulff eingibt für verleumderisch gehalten werden. Interssant daran sind nun weder Frau Wulff noch die vorgeschlagenen Suchbegriffe, sondern die Relevanz die erstens diesen Vorschlägen und den Suchergebnissen und zum anderen einer möglichen Zensur Googles beigemessen wird, falls die Klage Erfolg hat. Kann man dann von Zensur sprechen? Welche Auswirkungen hat das auf die Gesellschaft? Behinder das erstens die Meinungsbildung und damit dann auch die Meinungsfreiheit?

Dies sind Fragen, mit denen sich auch Eli Pariser bereits vor längerer Zeit beschäftigt hat, allerdings nicht nur mit der zunehmenden gesellschaftlichen Relevanz von Google, sondern auch von Facebook und anderen online Diensten und damit zusammenhängend mit deren personalisierten Filtern. Die Entwicklung hin zu individualisierten Suchergebnissen, ist für Pariser deswegen problematisch, da es dadurch für die User immer schwieriger wird über ihren eigenen Tellerrand hinaus zu schauen. Sie bleiben sozusagen in ihren eigenen Meinungen, Ansichten, Vorlieben und in ihrem Umfeld hängen, ohne einen Blick nach draußen. In dieser extremen Ansicht befinden sich die User dann in einer Blase aus der sie ohne weiteres nicht herauskommen, die Filter Bubble. Das Problematische daran ist weniger die Tatsache selbst, als vielmehr, dass diese Filter vorrangig unbemerkt agieren und die User also gar nicht merken, dass sie in einer Blase sitzen.

In der Serie zu diesem Phänomen, zu dem Pariser auch ein Buch geschrieben hat, bin ich insbesondere auf zwei Online-Dienste eingegangen, die mutmaßlich einen besonders großen Einfluss auf die Meinungsbildung haben. Da ist zum ersten natürlich Google, das natürlich vor allem die Suchmaschinenoptimierer interessiert und zum anderen Facebook, was aus SMM Sicht relevant ist.

Google und die Filter Bubble

Google und seinen personalisierten Filtern habe ich einen eigenen Beitrag gewidmet, den Sie hier nachlesen können. Der Beitrag rekapituliert zunächst die Geschichte der personalisierten Google Suche und geht dann darauf ein, wie sich die Filter auf die Suchergebnisse auswirken und was daran kritisert wird. Google nutzt angeblich 57, vielleicht sogar deutlich mehr Kriterien um seine Nutzer in Kategorien einzuteilen und so die Ergebnisse zu personalisieren. Die Hauptkritikpunkte daran sind, dass dies heimlich abläuft, während der Durchschnittsuser von der Suchmaschine doch eigentlich objektive Ergebnisse erwartet. Die Personalisierung hat natürlich auch zur Folge, dass die Suchergebnisse von User zu User variieren, weshalb das wieder mal für einige ein Grund ist SEO für tot zu erklären. Tatsächlich ergeben sich für die Suchmaschinenoptimierer jedoch lediglich neue und komplexere Aufgaben, da langfristig möglicherweise nicht mehr die Optimierung im Allgemeinen, sondern vielmehr die Optimierung auf eine bestimmte Zielgruppe relevant sein wird.

Facebook EdgeRank-Algorithmus

Die Personalisierung bei Facebook kann man unterscheiden in manuelle und automatische Personalisierung. Die Manuelle beschreibt schlicht und ergreifend die Listen in die jeder User seine Kontakte eintragen kann, sodass deren Relevanz für den Newsstream festgelegt wird. Ein automatischer Filter von Facebook hingegen ist der sogenannte EdgeRank-Algorithmus, der anhand bestimmter Kriterien die Beiträge der Kontakte eines Users nach Relevanz für ihn ordnet und sie dementsprechend prominent im Newsstream positioniert, oder eben gar nicht erscheinen lässt. Im Beitrag zur Facebook Filter Bubble, ist dies etwas genauer erklärt.

Facebooks Filter, die nach Meinung von Pariser natürlich den Meinungshorizont sehr stark einengen, da man wirklich nur noch mit „seinesgleichen“ kommuniziert, werden aus zweierlei Perspektive einer Kritik unterzogen, zum einen aus der Sicht des Users, zum anderen aus Sicht des Social Media Marketing. Aber gerade aus der Marketing Perpektive bilden die Filter allenfalls eine größere Herausforderung, denn kluges Marketing ist ja ohnehin zielgruppenorientiert. Der Aufwand durch die Filter wird natürlich größer, denn Aktivität, Kommunikation und Interaktion sind die Vorraussetzungen, um von den Filtern nicht ausgeschlossen zu werden. Das Konzept der Filter Bubble ist aber letztlich auch eher ein Kritikansatz aus politischer und gesellschaftlicher Perspektive, den man nicht einfach mit wahr oder falsch beantworten kann. Wichtig ist jedoch, dass die User informiert sind, darüber, dass gefiltert wird, denn das Bewusstsein darüber ermöglicht es dann auch aus der Blase rauszukommen.

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6 Kommentare
27.09.2012

Witzig. Gerade heute habe ich einen Blogbeitrag geschreiben: http://www.janik.cc/webdesigner-blog/2012/09/google-personalisierte-suche/ auf dem ich ein Tool vorstelle, mit dem man die Personalisierung einschränken kann.