Der Einfluss von VR und AR auf SEO – VR-Reihe

Nach meinem letzten Beitrag über die zahlreichen Möglichkeiten von Virtual Reality und Augmented Reality im Marketing, stellt sich für die SEOs und Marketing-Hasen die Frage, ob VR und AR auch Auswirkungen auf die Suchmaschinenoptimierung haben wird. Kurz gesagt: Noch nicht – aber bald. Ich hatte mir im Rahmen eines Vortrages Gedanken zum Einfluss von VR und AR auf SEO gemacht. Wie viele von euch wissen dürften, ist SEO ein Teilbereich des Marketings, bzw. ein Mittel, um zum Beispiel die User auf die eigene Webseite zu bekommen und möglichst die Suchanfragen zufriedenstellend zu beantworten oder die User zu einer Transaktion zu bewegen. Dieser Teil vom SEO wird auch Search Engine Marketing (SEM), zu deutsch Suchmaschinenmarketing, genannt. SEM besteht aus den Elementen SEO und SEA, also aus der Suchmaschinenoptimierung und -werbung, jedoch werden die Begriffe untereinander oft als Synonyme verwendet, daher verwende ich der Einfachheit halber Begriff SEO. Genug der Erklärungen, kommen wir zum interessanten Teil!

Virtuelle Webseiten

Im letzten VR-Beitrag ging ich bereits auf die Vorteile ein, die der Einsatz von VR und AR im Marketing mit sich bringt. Dabei bin ich jedoch hauptsächlich auf Apps eingegangen und habe ganz den (oft) ersten Berührungspunkt zwischen Usern und Unternehmen vernachlässigt – die Webseite. Virtuelle Webseiten, seien es einzelne VR/AR-Inhalte oder eine ganze VR-Webseite, bieten dem User ein echtes Erlebnis und nicht nur Informationen. Auf Awwwards sind einige VR-Webseiten aufgelistet. Und spätestens nachdem man sich einige angeschaut hat, kann man sich gut vorstellen, dass solche kreativen Webseiten den Usern echt gefallen werden. Die Kunst bei solchen VR-Webseiten liegt darin, den Content zu visualisieren, sodass sich ein einprägsames Nutzererlebnis mit einem Mehrwert ergibt. Eine abgespeckte Form von virtuellen Inhalten bieten 360°-Videos auf der Webseite.

Für die Suchmaschine muss es jedoch auch möglich sein solche Inhalte zu identifizieren, um sie zu indexieren. Und natürlich kann man diese noch für die Suchmaschine optimieren, sei es über die Description, eine Sitemap oder andere On-Site- oder Off-Site-SEO-Maßnahmen. Da mobil optimierte Webseiten höher in den mobilen SERPs ranken, ist es naheliegend, dass Webseiten mit VR-Content in nicht ganz so ferner Zukunft ebenfalls ein Rankingvorteil erhalten. Und hat man erst einmal eine einprägsame, nutzerorientierte und optimierte VR-Webseite, dann dürfte es mit den Links von anderen Webseiten und Social Links nicht mehr lange dauern.

AR-Websuche

Die Entwicklung und Verbreitung von AR-Brillen steckt zwar gefühlt noch in den Kinderschuhen, doch ist es faszinierend zu sehen, dass sich die Optik der AR-Brillen der der „normalen“ Brille immer weiter angleicht. Intel kündigte Anfang des Jahres die Smart Glasses Vaunt an, welche kaum von einer Alltagsbrille zu unterscheiden ist, jedoch wurde das Projekt kurzerhand wieder eingestellt. Es ist nicht klar, ob Intel eine Brille ähnlich der Vaunt noch auf den Markt bringen wird. Dennoch bestätigen solche technologischen Entwicklungen, dass es schon bald alltagsfähige AR-Brillen geben wird. Die Google Glass ist unter anderem wegen der futuristischen Optik gescheitert. Niemand wollte so recht eine klobige Brille tragen, die als AR-Brille offensichtlich zu erkennen war. Und dies wird vermutlich der ausschlaggebende Punkt sein. Sobald sich die AR-Brillen einmal von den normale Brillen nicht mehr optisch unterscheiden, steht einer Verbreitung nichts mehr im Wege (kleiner Scherz, da wäre ja noch die Sorge um die Privatsphäre, die Akkuleistung und und und). Aber DANN könnte sie sich durchsetzen.

Und was wäre da praktischer als eine AR-Websuche. Eine kurze sprachgesteuerte Suche und schon erscheinen die Suchergebnisse im Blickfeld. Und was bedeutet das für die Suchmaschinenoptimierung? Es kommen all die SEO-Punkte auf einen zu, wie bei der Thematik Voice Search. Man bedenke hierbei, dass sich die gesprochenen Suchanfragen von den geschriebenen Suchanfragen unterscheiden. Statt kurzer geschriebenen Suchanfragen, wird der User mit ganzen Sätzen oder Fragen in der Suchmaschine suchen, d.h. die Longtail-Suchanfragen werden deutlich zunehmen. Die gesprochene Suchanfrage unterscheidet sich stark von der geschriebenen Suchanfrage in Satzbau und Wortwahl. Zudem wird die Relevanz von lokalen und persönlichen Suchanfragen stark ansteigen. Die User erwarten zunehmend individuellere und benutzerspezifische Suchergebnisse.

Natürlich machen sich Suchmaschinen wie Google und Co jetzt schon über die Konsequenzen solcher Veränderungen Gedanken. Beispielsweise müssen sie dafür sorgen, dass sich sogenannte Doorway Pages (Brückenseiten) nicht durchsetzen werden. Der Begriff steht für qualitativ minderwertige Webseiten, welche auf bestimmte Suchphrasen optimiert sind. Das bedeutet, dass die Suchmaschinen umso mehr Bemühungen in die Interpretation vom Webseiten-Content und der Bedeutung der Suchanfragen stecken müssen. Damit der Suchmaschinen-Crawler den Content der Webseite leichter verstehen kann, hilft es ungemein mit Markup-Auszeichnungen zu arbeiten, um dem Bot leicht zu verstehende strukturierte Daten zu liefern.

Natürlich werden bei einer AR-Websuche einige Rankingfaktoren weiter an Bedeutung gewinnen, wie die Seitenladegeschwindigkeit, und andere an Bedeutung verlieren. Die Verwendung von AMP (Accelerated Mobile Pages) sorgt für einen schnelleren Seitenaufbau, da die Webseite auf den Google Servern im Cache zwischengespeichert werden. Jedoch muss man für eine AMP-Webseite einige Einschränkungen vornehmen, wie der Verzicht auf JavaScript und externe CSS-Formatvorlagen.

Der Anteil von mobilen und lokalen Suchanfragen nimmt schon seit vielen Jahren stetig zu und die mobilen Suchergebnisse (Smartphone, Tablets) unterscheiden sich immer mehr von den stationären Suchergebnissen (am PC durchgeführt), sprich eine Webseite kann aufgrund verschiedener Faktoren unterschiedlich ranken. Daher ist es umso wahrscheinlicher, dass es für die AR-Websuche ebenfalls ein eigenes Ranking geben wird. In diesem werden Webseiten mit VR- und AR-Content höher ranken. Und da der Platz im AR-Brillen-Sichtfeld begrenzt ist und die User schnelle und bündig zusammengefasste Antworten suchen, wird es umso wichtiger möglichst weit oben in den Top-10 Suchergebnissen zu ranken. Mobile First war gestern – zukünftig könnte es „AR First“ heißen. 

Navigation mit Augmented Reality

Ein großes Einsatzfeld von AR-Brillen wird die Navigation sein. Google geht mit der Google Maps VPS-Funktion (Visual GPS) den ersten Schritt Richtung AR-Navigation. Schon diesen Sommer soll die AR-Erweiterung bei Google Maps verfügbar sein. Über die Kamerafunktion des Smartphones wird der Weg angezeigt. Zudem beinhaltet die Erweiterung einen Avatar-Fuchs, der den navigierten Weg voraus geht. Doch bietet Google natürlich nicht nur (einen wirklich süßen) Fuchs, sondern noch einige Besonderheiten, die das lokale Suchmaschinen-Ranking beeinflussen werden. Das For You-Modul erkennt die Nutzerinteressen und Favoriten und hebt diese in der Karte hervor. Das Match-Modul berechnet die Wahrscheinlichkeit, wie sehr dem Nutzer die angezeigte Location zusagen wird. Vegan-lebenden Usern werden demnach vegane und veganfreundliche Restaurants eher angezeigt, wohingegen dem Fleischliebhaber eher die Steak-Restaurants angezeigt werden. Darum wird es für Unternehmen umso wichtiger die jeweiligen Locations und Veranstaltungen korrekt zu beschreiben, damit Google diese den passenden Usern vorschlagen kann.

Das Potenzial von AR-Brillen ist fast so groß wie die Hürden, die diese noch bestehen müssen. Doch je nachdem, wie gut die technische Umsetzung gelingt und die gesellschaftliche Akzeptanz zunimmt, ist es gar nicht so unwahrscheinlich, dass AR-Brillen die Smartphones verdrängen. Voice Search, Google Snippets und Direct Answers werden bei der AR-Websuche wichtiger. Das Suchverhalten der User wird sich je nach Entwicklung der AR-Brille verändern. Das heißt auch, dass die bisherigen Ranking-Signale an Bedeutung verlieren, bzw. neue Ranking-Signale hinzukommen können. Mit all dem und noch vielem mehr werden SEOs und Marketer zu kämpfen haben. Augmented Reality wird vor allem im lokalen SEO Einfluss nehmen, wohingegen Virtual Reality eher im Content-Marketing-Sektor und für die Markenbindung, sei es über VR-Kampagnen oder VR-Webseiten, eingesetzt werden wird.

Aber ehrlich gesagt freue ich mich sehr auf die Veränderungen, auch wenn auf diese noch einige Jahre zu warten ist. Mich würden wirklich eure Gedanken zu den zukünftigen Veränderungen interessieren, darum hinterlasst gerne einen Kommentar! Und falls ihr einen Blog-Beitrag aus der VR-Reihe verpasst habt, sind hier nochmals alle aufgelistet. Bis bald ;-)

Alle Beiträge der VR-Reihe im Überblick:

  1. Virtual und Augmented Reality: Hype oder Zukunft?
  2. VR und AR in der Medizin
  3. Das virtuelle Lernerlebnis mit VR und AR
  4. Virtual und Augmented Reality im Marketing
Ein Herz für SEO & Webanalyse ... und ich bin Veganer :D

Das könnte dir auch gefallen

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.

Keine Kommentare vorhanden