Filterbubble

Um euch nicht mit altem Tobak und endlosen Wiederholungen zu nerven, haben wir aus 5 Beiträgen zum Thema Filterbubble einen gemacht und den zusätzlich mit ein paar neuen Informationen aufgepeppt.

Kaum zu glauben, dass die Veröffentlichung von Eli Parisers Buch „Filterbubble: Wie wir im Internet entmündigt werden“ schon wieder 6 Jahre her ist. Und dennoch ist das Thema jetzt nicht weniger relevant oder auch brisant wie damals. Dieser Beitrag soll nicht nur klären, was eine Filter Bubble überhaupt ist und was sie mit unserem üblichen Thema, der Suchmaschinenoptimierung zu tun hat, sondern auch über ihre Gefahren und Auswirkungen aufklären.

Was ist die Filter Bubble?

Wie der Name schon sagt, hat die Filter Bubble irgendetwas mit Filtern zu tun. Der Begriff bezieht sich dabei vor allem auf jene Filter, die durch Personalisierungen die gezeigten Inhalte in bestimmten Webumgebungen nach (errechneten/vermuteten) Interessen filtern. Diese Filter funktionieren mit Hilfe von Algorithmen. Im Idealfall bekommt man also nur noch die Informationen angezeigt, für die man sich auch interessiert. Genau an diesem Punkt kommt die Bubble ins Spiel. Wenn man nämlich nur noch Informationen zu Dingen erhält, die man mag oder für die man bereits Interesse gezeigt hat, bewegt man sich irgendwann in einer virtuellen Welt, in der alle anderen Informationen ausgeblendet sind. Denn das ist der logische Umkehrschluss. Man sitzt also in seiner Blase, atmet nur die gefilterte Luft und von draußen bekommt man nicht viel mit.

Bin ich auch in der Filter Bubble?

Ja, denn die ist eigentlich überall wo in irgendeiner Form Informationen personalisiert gefiltert werden. Also von Shopping Portalen wie Amazon bis hin zu Facebook und auch Google. Da die Kritik, die mit dem Begriff der Filter Bubble einhergeht, eher gesellschaftlich/politisch ist, geht es vor allem aber um Internetangebote wie die beiden letztgenannten.

Die Entwicklung: Googles personalisierter Filter

Personalisierung gibt es bei Google schon länger. Die Personalisierung im Zusammenhang mit der Platzierung von Anzeigen soll hier nicht zur Sprache kommen. Hier geht es um die Personalisierung der Suchergebnisse. Eingeführt wurde sie anscheinend Anfang 2007, zumindest findet sich ein erster Eintrag mit diesem Thema vom 2. Februar 2007 im googleblog.

Diese erste Personalisierung der Google SERPs stand zu diesem Zeitpunkt nur angemeldeten Usern offen. Sie konnte auch wieder abgestellt werden. Am 12. April 2009 erschien dann ebenfalls im googleblog ein Artikel mit Namen „Personalized Search for everyone”, der die Erweiterung der Personaliesirung auf alle Google Nutzer mitteilte.

Von da an begann Google also mit Hilfe von Cookies auch die Suchergebnisse von nicht angemeldeten Usern zu personalisieren. Auch das konnte man ausschalten. Wenn man denn überhaupt wusste, dass es da was auszuschalten gab. Denn wer liest schon den googleblog.

Die Vorteile der Personalisierung liegen offenbar auf der Hand. Man muss sich nicht mühsam selbst suchen was einem gefällt, denn das passiert automatisch. Und hier beginnt auch das Problem der Personalisierung der Google-Suche. Google ist kein Einkaufsladen wie Amazon. Vielmehr ist es ein Informationsangebot. Die meisten User dürften sich auf die Seite begeben in der Erwartung, bei einer Suche die generell relevantesten Ergebnisse geliefert zu bekommen – und zwar auf einer neutralen Basis. Durch die Personalisierung wird aber dieses neutrale Terrain verlassen. Auf dieses Problem hat Eli Pariser damals schon sehr gut hingewiesen.

Facebooks Filter Bubble

Die Filterung von Facebook kann man kaum kurz und knapp erklären. Eigentlich kann man sogar sagen, dass es fast unmöglich ist, denn Facebook informiert über seine Filter noch deutlich intransparenter als Google. Die einfachen User erhalten nur allzu oft gar keine Informationen. So ein Vorgehen, das man auch als Basta-Mentalität bezeichnen könnte, kennt man von dem größten sozialen Netzwerk ja nur zu Genüge.

Das fing schon an, als der erste personalisierte Filter eingeführt wurde. Schon vor Jahren wurde bei Facebook, mehr oder weniger unbemerkt von Nutzern und der Öffentlichkeit, ein Filter in den News Feed eingebaut. Der sollte sich dann merken mit wem man häufig kommuniziert, welche Seiten man anklickt etc. und irgendwann erkennt der Filter diese Freunde und Seiten für relevant bzw. interessant für den User und filtert alles andere heraus, sodass man nur noch die Meldungen der Kontakte erhält, mit denen man häufig kommuniziert. Was auf den ersten Blick sinnvoll und logisch klingt, wirkt auf den zweiten Blick deutlich zwiespältiger.

Man kann davon ausgehen, dass viele Menschen sich der Filterung der Inhalte auf sozialen Netzwerken überhaupt nicht bewusst sind und ihnen somit auch die Möglichkeit vorenthalten wird, was sie sehen und wie häufig sie es sehen in Frage zu stellen.
Grundsätzlich sollte und kann man die Menschen natürlich nicht zwingen, sich nur mit Meinungen zu umgeben, die ihnen gefallen. Das ist ja nur zu normal. Allerdings sollten sie darüber selber entscheiden dürfen. Die Tatsache aber, dass Facebook offenbar Kontakte, Beziehungen und Informationen automatisch für mich bewertet, kann zugespitzt formuliert als Bevormundung bezeichnet werden.

Um noch auf die technische Seite der Filterung auf Facebook einzugehen, möchte ich noch kurz den EdgeRank-Algorithmus ansprechen. Neben einigen anderen, teilweise auch manuellen, Filtern ist der EdgeRank besonders relevant im Bezug auf die Filter Bubble.

Der EdgeRank ist dem PageRank von Google durchaus ähnlich. Allerdings wird jedem einzelnen Beitrag für jeden Nutzer ein individueller Wert zugerechnet, was schon zeigt, wie sehr hier also personalisiert wird. Dabei setzt sich der EdgeRank aus drei Komponenten zusammen, die ich hier einmal stark vereinfacht wiedergebe:

1. Affinität: Meint die Verbindung zwischen zwei Usern, also die Häufigkeit und vor allem die Regelmäßigkeit der Interaktion.

2. Gewichtung: Hiermit ist gemeint, wie wahrscheinlich die Weiterverbreitung der Meldung ist. Dabei werden Rich-Media-Inhalte in der Regel bevorzugt. So erhalten insbesondere Bilder, Videos oder Links eine höhere Punktzahl.

3. Verfallszeit: Ältere Beiträge erhalten niedrigere Punktzahlen als aktuelle.

Welche Auswirkungen hat das auf SEO?

Alles was die Suchmaschinen und insbesondere Google tun, hat einen Einfluss auf die Suchmaschinenoptimierung. Zwar hat die Kritik an der Filter Bubble erstmal gar nichts mit SEO zu tun, aber dennoch werden die Auswirkungen immer stärker und dementsprechend werden sich SEOs in Zukunft mit Menschen beschäftigen müssen, denn diese werden immer mehr zu einer zusätzlichen Variable. Relevant ist nicht nur die Frage nach dem Keyword, sondern auch danach, wer nach diesem Keyword sucht. Diese Frage war bislang zwar eigentlich implizit, aber in Zukunft werden hier auch der SEO und die Tool-Anbieter gefragt sein, während das bisher ja eher eine Frage der Zielgruppenauswahl im Marketing war. Es gilt herauszufinden, wer sich wie im Internet verhält und nach welchen Kriterien Google die Leute dann in welche Gruppe einteilt. In diesem bieten sich dann natürlich zahlreiche Berührungspunkte zu anderen Gebieten. Zu nennen ist hier selbstverständlich das Social Media Marketing.

Insgesamt können wir für die Suchmaschinenoptimierung durchaus auch Chancen ableiten. Dieses Thema wird derzeit noch sehr unterschätzt. Wahrscheinlich ist jedoch, dass es zukünftig auch Aufgabe des Suchmaschinenoptimierers sein wird, die oben genannten Blasen im Sinne der Kundenbindung bewusst zu erzeugen.

Ist die Filter Bubble denn nun gut oder schlecht?

Google, Facebook und Co filtern also ungefragt die Inhalte, die wir täglich online konsumieren, vor. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das bis zu einem gewissen Punkt auch sinnvoll klingt, denn niemand hat so viel Zeit und Muße sich durch den gesamten täglich anfallenden Content zu arbeiten, um die Dinge zu finden, die ihnen persönlich interessieren oder betreffen. Doch schnell kommt ein gewisser Punkt an dem man schon von Bevormundung sprechen kann und die Filter Bubble einem politischen oder auch gesellschaftlichen Kontext zu sehen ist. Auch wenn ich z.B. kein Anhänger einer bestimmten politischen Gruppierung bin, möchte ich trotzdem im Blick behalten, was sich auf der „anderen Seite“ so tut und keine Welt vermittelt bekommen, in denen jeder meine Meinung und politische Einstellung teilt.

Wichtig ist es informiert zu sein und ein Bewusstsein dafür zu schaffen, was da in den Netzwerken so passiert. Aufklärung ist dem entsprechend der erste Schritt in die richtige Richtung, ein mündiger und informierter Nutzer zu bleiben.

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