Was ist Google Plus?
Google+ ist das soziale Netzwerk von Google. Ist damit die Frage beantwortet was Google+ (Plus) ist? Ist es überhaupt legitim diese Frage zu stellen und wenn ja, wieso? Zunächst einmal: nein, die Antwort ist natürlich nicht zufriedenstellend. Denn die Antwort, die so einfach klingt, gehört hinterfragt. Ohnehin wird dieser Artikel hier mehr Fragen stellen als Antworten liefern können.
Ist Google+ das soziale Netzwerk von Google?
Wie erwähnt, man könnte das einfach mit „ja“ beantworten und das war’s dann. Das ist mir aber zu einfach, was ich mit einigen Punkten begründen möchte.
Googles Social Network Portfolio
Natürlich ist Google+ nicht DAS soziale Netzwerk von Google, denn davon hat der Internetgigant gleich mehrere. Mit Youtube gehört gleich sogar eins der größten und bedeutendsten überhaupt dazu. Auch Picasa, das ja mittlerweile nicht mehr wirklich eigenständig existiert, gehört zu Googles Social Network Portfolio. Und auch vor Google+ gab es bereits andere soziale Dienste, direkt von Google, die jedoch mehr oder weniger floppten.
Nutzer und Nutzerzahlen
Wer sich die Nutzerzahlen ansieht, stellt fest, dass Google+ zu den weltweit am weitesten verbreiteten sozialen Netzwerken gehört. Ich meine mich erinnern zu können, dass es sogar schon zu Nummer zwei gereicht hätte, allerdings habe ich die Zahlen absichtlich nicht mehr nachgesehen. Warum nicht? Weil es nichts bringt, denn allzu oft ist ein Google Account quasi gleichbedeutend mit einem Google+ Account. Ich habe das erst neulich erlebt, als wir unsere Firmen-Emails auf Gmail umgestellt haben. Sehr oft, wenn ich von meinem normalen in den Firmen-Account wechsle, komme ich nur mit Mühe drumherum mich ein zweites mal bei Google+ anzumelden. So ergeht es also vermutlich jedem, der sich einen Google Account zulegt bzw. zulegen muss, weil er zum Beispiel ein Android Smartphone gekauft hat. Die Nutzerzahlen, also die Zahlen der Accounts, sagen dementsprechend recht wenig aus. Die Frage ist doch was dort passiert und das ist eher dürftig.
Wie sozial ist Google+?
Da ich nicht mit Zahlen argumentieren will oder kann, bewege ich mich natürlich auf dünnem Eis. Das Web 2.0 bzw. das Social Web steht ja letztlich für nichts anderes als Interaktivität, User-Einbindung, User-generated Content etc. Also lautet die Frage besser: Wie interaktiv ist Google+? Ich denke nicht, dass ich mich weit aus dem Fenster lehne, wenn ich sage, dass sich die Interaktivität sehr stark in Grenzen hält. Zumal in Deutschland die einzigen Menschen die ich kenne und die Google+ regelmäßig nutzen, „irgendwas mit Internet“ machen. Und da kommen in der Tat gelegentlich gewinnbringende Diskussionen zu Stande und ich erfahre über Google+ deutlich mehr Interessantes als über Facebook – relativ gesehen definitiv und vermutlich auch absolut. Dennoch sagt das natürlich noch wenig darüber aus, wie sozial das Netzwerk denn nun ist.
Was ist Google+?
Wenn man sagt, dass Google+ als soziales Netzwerk bestimmt war, dann hat es das in einem spezialisierten Bereich geschafft (irgendwas mit Internet). Im restlichen Bereich der breiten Usermasse mangelt es da noch gewaltig. Google gibt sich alle Mühe das zu ändern, indem es versucht die Nutzer in das Netzwerk zu zwingen. Android habe ich in diesem Zusammenhang bereits erwähnt. Die zunehmende Integration anderer Dienste wie Picasa oder Youtube kommt hinzu, ebenso wie die Einblendung der Autorenprofile in den Suchergebnissen. Aus Sicht von Google und auch von außen betrachtet kann die Plattform mehr sein als ein soziales Netzwerk. Vielleicht erklärt das ein wenig den Schlingerkurs den Google hier fährt, nicht nur in Bezug auf Google+, sondern auch in anderen Bereichen wie der Suche. Es weiß einfach noch nicht hundertprozentig, was aus Google+ mal werden soll. Was also ist Google+ noch, neben einem sozialen Netzwerk?
1. ein Personenverifizierer / Datensammler
Bei Google+ herrscht Klarnamenzwang. Das bedeutet, man muss sich mit seinem echten Namen anmelden und darf nicht auf Pseudonyme zurückgreifen. Und auch sonst will Google viel wissen: Email-Adresse, Wohnort, Arbeit, Interessen. Das alles natürlich zu dem Zweck, Werbung gezielter ausliefern zu können. Auch die Suche soll dadurch verbessert werden, indem einzelnen Inhalten und Themen eindeutige Autoren zugewiesen werden, deren Profil-Informationen dann als zusätzliche Information in den Suchmaschinenergebnissen eingeblendet werden. Wie gut das wiederum funktioniert ist allerdings alles fraglich. Ich hab ja zuvor bereits erwähnt, dass Google permanent versucht, mir unter meiner Geschäftsadresse ein Google+ Profil zu erstellen und das obwohl sie eigentlich wissen müssten, das ich ich bin. Denn auch in meinem privaten/normalen Google Account ist meine geschäftliche Email-Adresse als solche angegeben. Die Verknüpfung wird aber irgendwie nicht gezogen. Bei sowas befürchte ich eher Verwirrung in der Personenzuordnung, denn ich bin mir sicher, dass viele Menschen bereits ohne es zu wissen zwei Google+ Profile haben.
2. ein Intranet im Internet
So sehr wie sich Google+ derzeit zur „Zentrale“ der Google-Dienste entwickelt, scheint es der Versuch zu sein, die User in jedem Fall im eigenen kleinen Google-Kosmos zu halten. Das wäre ja in der Tat praktisch, wenn die User sich gar nicht mehr von den Google-Seiten weg bewegen würden, sodass man keine lästige Konkurrenz von anderen Seiten wie Facebook, die ja ähnliche Versuche betreiben, befürchten muss. Inwieweit man mit dieser, von der Facebook-Angst getriebenen Taktik Erfolg haben kann, wird sich zeigen. Die ersten wettbewerbsrechtlichen Klagen laufen bereits.
3. eine SEO-Methode
Social Signals werden immer wichtiger im Suchalgorithmus, heißt es. Da Google sich aber schwer tut, die richtigen sozialen Netzwerke auszuwerten, hat es sich sein eigenes geschaffen und damit den SEOs dieser Welt ein schönes Geschenk gemacht. Gerade die und andere Online Marketer sind es daher, die am aktivsten auf dem Netzwerk sind. Die Idee, dass sich Social Signals nicht manipulieren ließen, dürfte hoffentlich mittlerweile relativiert sein, spätestens seitdem der Fankauf auch den Massenmedien bekannt wurde. Die SEOs bringen sich seit zwei Jahren in die richtige Startposition für den Fall, dass Google+ zu einem relevanten Faktor in den SERPs wird. Und kaum werden zumindest die Autorenverknüpfungen miteinbezogen, wird manipuliert was das Zeug hält. Es werden Inhalte mit Autorenprofilen verknüpft, wo es inhaltlich keinen Sinn macht. Insofern hat Google hier einen kleinen bis mittelgroßen Rückschritt gemacht, nur weil es Google+ pushen wollte. Außerdem herrscht Verwirrung um den ominösen Author Rank. Ich bin gespannt, wie lang sich der Google-Onkel das noch mit ansieht.
Hallo,
danke, interessante Darstellung der verschiedenen Aspekte. z.B. das Author-Tag find ich auch sehr wichtig, hab das auch schon lang auf meiner Site integriert und finde es eine tolle Sache. Bringt persönlichen Bezug in die anonyme Suchergebnisliste, wenn du siehst welche Person hinter Websites / Content steht.
Hast du eine Idee, wo es Nutzerzahlen von der Social-Network-Funktion von Google+ geben könnte? Wär interessant, zu sehen, wieviele Leute Google+ als Social Network nutzen, im Vergleich zu z.B. Facebook.
Danke, ciao Markus