Von Linkaufbau und Panikmache: Penguin 2.0

Vergangene Woche hat Google mal wieder ein Update eingespielt, vor dem viele SEOs zitterten, das sogenannte Penguin 2.0 Update. Mittlerweile scheint es jedoch fast, als sei das große Luftanhalten in der SEO-Szene unberechtigt gewesen. Die ersten Ergebnisse liegen vor und es sieht alles halb so wild aus, wenn man den diversen Blogbeiträgen glauben darf. Und auch wir haben erstmal nichts Ungewöhnliches bemerkt. Aber der Reihe nach: Was ist eigentlich dieses Penguin Update? Was will es? Wieso haben alle Angst davor? Was hat Matt Cutts damit zu tun? Und wie schlimm ist dieses Tier nun wirklich?

Was ist das Pinguin Update?

Penguin bzw. Pinguin bezeichnet in Google-Sprache Updates, die dazu dienen sollen SEO zu bekämpfen, genauer gesagt schlechtes SEO. Daher firmierte das erste dieser Updates vom 24. April 2012 auch noch unter dem Namen „Bad SEO Update“. Schlechtes SEO ist natürlich SEO, das den Google Richtlinien widerspricht. Genauer gesagt geht es um schlechten bzw. unnatürlichen Linkaufbau oder, viel „schlimmer“, um gekaufte Links. Die Penguin Updates bezogen sich also vor allem darauf, unnatürliche Links zu erkennen, bestimmte Links und Linkquellen zu entwerten und so weiter. Außerdem handelte es sich um eine Änderung des berühmten Algorithmus. Es wurden dementsprechend also nicht einzelne Links entwertet und/oder Seiten damit „bestraft“, sondern die Bewertungsgrundlagen und Methoden geändert. Einige orakeln sogar, dass der Pinguin letztlich sogar dazu führen wird, dass das Google Ranking eines Tages sogar unabhängig von Links funktionieren könnte. Davon waren wir aber nach dem ersten Update noch weit entfernt. Linkspam gab es weiterhin und natürlich auch viele Seiten, die mit Linkkauf und einem unnatürlichen Linkprofil nach vorne kamen. Aus diesem Grund hat man sich bei Google für ein weiteres Pinguin Update entschieden.

Pinguin 4 oder Pinguin 2.0?

Das neueste Update von letzter Woche wird wahlweise Penguin 2.0 oder aber Penguin 4 genannt. Das mag den einen oder anderen verwirren, es handelt sich aber nur um eine unterschiedliche Zählung. Die vollständige Liste der Pinguine geht so:

  • Pinguin 1: 24. April 2012
  • Pinguin 2: 26. Mai 2012
  • Pinguin 3:  5. Oktober 2012
  • Pinguin 4: 22. Mai 2013

Also insgesamt vier Updates – wieso dann 2.0? Das liegt einfach daran, dass nur das erste und vierte Update wirkliche Algorithmus-Updates waren, während es sich bei Nummer zwei und drei lediglich um einige Verbesserungen und Anpassungen des ersten Pinguins handelte, ein Patch sozusagen. Daher gehören die Pinguine 1-3 insgesamt zum Algorithmus Update Pinguin 1.0, während für Pinguin 2.0 erneut der Algortihmus verändert wurde. Man kann diese Zählung auch gut anhand der (angeblich) betroffenen Suchanfragen nachvollziehen. Pinguin 1 betraf 3,1%, Pinguin 2 etwa 0,1 % und Nummer 3 circa 0,3 % der (englischen) Suchanfragen. Pinguin 4 bzw. 2.0 hingegen betraf mit 2,3% wieder einen deutlich größeren Teil des Suchvolumens, weil hier eben nicht nur an ein paar Stellschrauben gedreht, sondern der ganze Algorithmus verändert wurde.

 Penguin 2.0: Erfolg im Kampf gegen Linkspam?

Das neuerliche Pinguin Update hatte zum Ziel, jetzt aber wirklich und richtig gegen Linkspam und unnatürlichen Linkaufbau vorzugehen. Zur Verstärkung dieser Wirkung hat der Google Propagandaminister Matt Cutts in den vergangenen Monaten kräftig Angst und Schrecken unter den SEOs verbreitet. Mit immer neuen Aussagen über neue Updates. Auch das Penguin Update ist gebührend angekündigt worden, mit Zusätzen, dass es eine viel größere Wirkung habe als alles bisher dagewesene. Jetzt kam das Update dann auch tatsächlich und sogar früher und schneller als gedacht. Aber was ist das Ergebnis? Welche Lehren können wir daraus ziehen?

Die Auswirkungen des Updates

Wir haben momentan keine wirkliche Grundlage, um beurteilen zu können, welchen Einfluss das Update tatsächlich hat.  Erste Analysen von anderen Seiten deuten aber darauf hin, dass die Auswirkungen einigermaßen gering zu sein scheinen. So lautet die einhellige Meinung sowohl in der Beurteilung Sistrix, als auch in der ersten Analyse von Searchmetrics. Sowohl Sistrix als auch Searchmetics haben Listen mit den Top-Verlierern in Deutschland erstellt, sowas findet man dann auch noch bei SEOlytics. Eine gute Beurteilung des neuen Pinguins gibt es dann natürlich auf SEOmoz. Hier zeigt sich nebenbei auch, dass der Eindruck relativ geringer Auswirkungen sich auch in den USA bestätigt. Außerdem weist Peter Meyers (SEOmoz) in dem Artikel noch auf einige andere kürzliche Updates hin, die es erschweren überhaupt zu erkennen, ob eine Website nun tatsächlich vom Pinguin oder irgendwas anderem getroffen wurde.

Was lernen wir vom Pinguin?

Eigentlich nicht sehr viel, was wir vorher nicht schon wussten. Zu diesem Schluss kommt nicht nur die erste Analyse von Linkbutler, die das Linkprofil einiger Verlierer einmal genauer unter die Lupe genommen haben. Das Ergebnis bezieht sich vor allem auf die Linktexte und besagt: Harte Ankertexte sind schlecht und ein hoher Anteil an Linktexten mit Money Keywords scheint sich ebenfalls negativ auszuwirken.

Das zeigt einmal mehr: Google möchte natürlichen Linkaufbau und den erkennt man eben auch an den Linktexten. Wie gesagt ist das nichts wirklich Neues. Aber es bedeutet noch lange nicht, das Links keinen Wert mehr haben, denn Google ist und bleibt auch auf absehbare Zeit eine Suchmaschine, deren Ranking auf Links basiert – wobei mittlerweile auch noch andere Säulen dazu gekommen sind. Den Linkaufbau zu vernachlässigen ist daher nicht zu empfehlen und Content Marketing bzw. Inbound Marketing ist auch nicht die einzig mögliche Lösung, wie Christian Neubauer in einem sehr lesenswerten Artikel zu Inbound und Linkmarketing aufzeigt.

Das Update: Doch ein Eisbär im Pinguinfell?

Wir können also festhalten: der neue Pinguin ändert nicht viel. Das wiederum könnte erstens daran liegen, dass viele schon zumindest tendenziell in Richtung natürlicher Linkaufbau engeschwenkt sind, zweitens, weil viele ihr Linkprofil möglicherweise schon vorher bereinigt haben, weil sie von Matt Cutts eingeschüchtert waren oder aber drittens, weil Google selbst den Pinguin schwach gestartet hat, um die richtigen Auswirkungen zu verschleiern, die dann erst irgendwann kommen. Aber lassen wir den Propagandaminister doch noch einmal selbst zu Wort kommen:


Ich übersetze: Buh!

 

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18 Kommentare
28.05.2013

Stimme deinem Fazit vorbehaltslos zu. Ich denke auch das ich der Vorgehensweise der Arbeitsabläufe nicht viel ändern wird, dazu waren die Auswirkungen dieses Updates „zu schwach“, um daraus grundlegende Dinge ableiten zu müssen. Allerdings ist bei dem ein oder anderen Projekt schon eine signifikante Änderung innerhalb der SERPs zu verzeichnen.

David Linden
28.05.2013

Hi Heiko,
Danke für den Kommentar! Und ich freue mich über die Zustimmung. In der Tat gibt es Projekte, die größere Verluste hinnehmen mussten, da nützt es dann leider auch nichts, dass es allgemein betrachtet keinen großen „Impact“ gegeben hat…

30.05.2013

Schön runde Darstellung, eine der besten, die ich zum Thema gelesen habe. Gut möglich, dass die bisherigen Entwicklungen nur der Anfang von was Größerem sind. Aber „dass das Google Ranking eines Tages sogar unabhängig von Links funktionieren könnte“, möchte ich mal stark anzweifeln. ;)

Jakob Zogalla
30.05.2013

@Asokan
Ich glaube, dass es langfristig besser ist sich nicht festzulegen. Ich beobachte in diesem Zusammenhang vor allem eines: Leute die sich mit SocialMedia befassen glauben an Social Signals als Kriterium und Leute die sich mit Links befassen glauben an Links als Kriterium. Beides ist jetzt schon stark Multi-Kontextabhängig. Damit meine ich sowohl den Kontext des Nutzers, als auch den Kontext des rankenden Inhalts. Für sehr wahrscheinlich halte ich, dass derzeit schon für Unterschiedliche Inhalte und Seiten völlig unterschiedliche Sets von Ranking-Kriterien greifen. Was ich aber in diesem Zusammenhang auf keinen Fall tun würde, ist mich darauf zu verlassen, dass etwas so bleibt wie es ist.

David Linden
30.05.2013

@Jakob und Asokan
Nichts bleibt wie es ist, das ist mal klar. Ich glaube aber auch, dass es ein grundlegender Fehler vieler in der Online Marketing Branche ist, das alte komplett abzuschreiben, wenn es etwas Neues gibt. Ich denke auch, dass die Zukunft und wenn nicht schon die Gegenwart, in einem dynamischen Mix unterschiedlicher Variablen liegt, zu denen Links aber gehören.

David Linden
30.05.2013

Hi Asokan,

Danke für dein Lob! Ich bin auch kein Anhänger der „Ohne-Link“ These, obwohl ich nicht von Linkbird bin;-) Aber ich hab das im Zusammenhang mit dem Pinguin einfach zu oft gelesen, sodass ich das zumindest aufgreifen musste…

pit
01.06.2013

Nun, ich bin nicht SEO-Spezialist, doch ( vielleicht gerade deshalb) bemühe ich mich dass ich mich so gut es geht an die Google-Richtlinien halte..
Könnte sein, das es auch mich eventuell „erwischt“ hat, Bin mir aber noch nicht ganz sicher. Vielleicht ist dass auch nur eine vorübergehende Sache. Tatsache aber ist, dass unter meinem Haupt-Keyword eine starke Rückstufung bezgl,. Sichtbarkeit stattgefunden hat. Meine Startseite, bzw. Index-Seite, ist unter diesem Haupt-Keyword fplötzlich nicht mehr auf Seite 2 zu zu verzeichnen wie bisher,sondern wurde irgendwo nach weit Hinten verschoben . Gebe ich jedoch ein anderes, ebenfalls starkes Keyword ein, so erscheint auch die Index-Seite wieder in den gewohnten vorderen Rängen. Also,ganz klar, die Rückstufung bezieht sich offenbar nur um das stark umkämpfte Haupt-Keyword.
Alle zu dieser Domain gehörenden Unterseiten sind ( gottseidank) nach wie vor topp geliststet ( trotz identischen Haupt-Keyword) Seltsam.
Zur Information: Die Bewertung der Webseite wird allgemein seotechnisch als „ausgezeichnet“ „excellent“ und „sehr gut“ bewertet. Bei Seitwert.de ist sie etwa auf Position 7000 ( von fast 1 Mio) Also kann man zufrieden sein. Doch irgendwo scheint Google ein Problem damit zu haben. Wer hat eine Idee ?

David Linden
04.06.2013

@pit
Aus den vorhandenen Infos lassen sich leider nur schwer irgendwelche Rückschlüsse ziehen. Ich bin mir auch gar nicht sicher, ob ich das alles richtig verstanden habe. Aber für mich hört sich das erstmal zumindest nicht danach an, dass du vom Pinguin „erwischt“ wurdest. Wahrscheinlicher sind andere Faktoren.
Generell würde ich bei „Bewertungen“ von Websites als seotechnisch „ausgezeichnet“ „exzellent“ oder „sehr gut“ vorsichtig sein. Vor allem wenn das Haupt-Keyword lediglich auf der zweiten Seite rankt, wobei das natürlich auch wieder auf das Keyword ankommt. Generell würde ich erst einmal abwarten wie es weitergeht. Es ist durchaus möglich, dass sich das schnell wieder einpendelt, da ja die Seite mit den anderen Keywords weiterhin zu ranken scheint.

04.06.2013

Google kann und wird niemals sämtliche Seiten abwerten die Links kaufen oder verkaufen. Google kennt sicherlich jede einzelne Seite die das macht. Da aber auch ganz große und bekannte Seiten dazu gehören, Google aber niemals das Risiko eingehen kann deren guten Ergebnisse komplett auf den Kopf zu stellen, wird auch nicht viel passieren. Vielleicht mal die ein oder andere Seite um ein Exempel zu statuieren – aber niemals alle Seiten die es dann auch treffen müsste. Zumindest ist das meine Meinung..

David Linden
04.06.2013

Hallo Fred,
Ich gebe dir recht, dass Google niemals alle Seiten abwerten wird, die Links kaufen oder verkaufen. Ich gebe dir nicht recht in deiner Annahme dass Google alle Seiten kennen würde die das machen, denn das werden sie niemals erreichen, denn nicht jeder gekaufte Link lässt sich erkennen. Wenn es allerdings zu offensichtlich wird, greift Google sogar auch bei großen Seiten ein, wie dieses Jahr bei den UK Newsseiten: http://searchengineland.com/google-dishes-out-pagerank-penalties-to-uk-newspaper-web-sites-for-selling-links-149333
Das kann in der Tat auch ein Exempel gewesen sein, aber Google fährt immer wieder auch größere Aktionen gegen Linkkauf- und Spam. Das wird aber niemals alle Seiten treffen, die es theoretisch treffen müsste.