Ten-Blue-Links vs. Rich Media: Was ist eigentlich „Rich“?
Die organischen Ergebnisse der Google Suche sind in der längeren Vergangenheit ein bisschen ins Hintertreffen geraten. Zumindest was ihre Präsenz in den Berichten angeht. Oft liest oder hört man, dass ohnehin nur noch 1-3 organische Ergebnisse eingeblendet würden. Dass es also quasi gar keinen Sinn ergebe, SEO für die organischen Ergebnisse zu betreiben. Aber ist das wirklich so?
Die Wahrnehmung immer „richerer“ SERPs
Auch mir kommt es ständig so vor, als würden die Suchergebnissseiten immer richer werden. Das fing damals mit der Universal Search an und beinhaltet heute Rich Snippets, Knowledge Graph und Autorenergebnisse. Wenn wir dann noch die diversen Anzeigen bedenken, dann ergibt sich ein mittleres Chaos, das weit von der aufgeräumten Idee der „10-Blue-Links“ entfernt ist. Jetzt ist es natürlich nicht immer so, dass alle diversen Rich Media Elemente auch gleichzeitig vorkommen. Aber es ist eben doch irgendwie wahrscheinlich, dass mindestens eines von ihnen auftaucht. Und das ist auch durchaus beabsichtigt. Google sagt dazu: „The shift from “ten blue links” to richer search results is an industry-wide trend.“ Und sieht sich einem Wettbewerb mit Yahoo und Microsoft ausgesetzt, die ebenfalls in diese Richtung gehen: „For example, Yahoo has talked many times publicly about how their goal is to provide answers such as weather forecasts and “overview” boxes, not just links. Microsoft’s Bing advertises they want to help people make decisions with experiences like a special flight search feature that helps people pick the right fare. This kind of innovation and competition provides more choices and better search engines for consumers.“
Anteile von Rich Media in den SERPs
Aber wie viele Blue-Links gibt es noch? So genau steht das nirgendwo. Ist die Zehn also wirklich tot? Oder vielleicht doch nicht? Lohnt sich SEO für die organischen Suchergebnisse überhaupt noch? Dieser Frage ist eine Studie von Conductor nachgegangen, die Anfang des Jahres veröffentlicht wurde. Dazu wurde ein Keywordset von eineinhalb Millionen Suchphrasen aller drei Arten (informational, transaktional und navigational) und Suchvolumina (niedrig, mittel, hoch) erstellt.
Ergebnisse der Conductor Studie:
Die Ergebnisse zeigen erst einmal vermeintlich Überraschendes. Rich Media Elemente kamen lediglich in 34 Prozent der untersuchten SERPs vor. Der Verlust an organischen Ergebnissen war geringer als man befürchten konnte. Immerhin 73 Prozent enthielten noch zehn solcher Ergebnisse, 88 Prozent sogar mindestens neun.
Jetzt muss man allerdings berücksichtigen, dass die Auswahl dessen, was als „Rich Media“ in der Studie bezeichnet wurde, eher rudimentär war. Sie wurde nämlich beschränkt auf 1. Bilder-, 2. News- und 3. Shopping-Ergebnisse.
Das zweite Ergebnis hingegen ist insofern eine ganz gute Erkenntnis, als dass es zeigt, dass Google über das Stadium der Versuche mit deutlich weniger als zehn organischen Ergebnissen noch nicht hinaus ist.
Kritik an der Studie
Keine Studie ohne Kritik, und da diese in einem Blog veröffentlicht wurde folgte die Kritik auf dem Fuße, und zwar in Form von „Dr. Pete“ Meyers von Moz. Seine Kritik richtet sich erstens gegen die enge Auswahl an Rich Media. Video und Knowledge Graph Einblendungen wurden, wie oben erwähnt, nicht gemessen. Auch Rich Snippets in all ihren Formen bleiben von der Studie unberührt. Die Kritik von Dr. Pete im Wortlaut:
„However, defining „rich“ SERPs as news, images, or paid shopping seems very, very limited to me. Add in video, in-depth articles, authorship, and review snippets, and that number goes from 51% up to 73% in our data set. Add in Knowledge Graph boxes (on the right) and answer boxes, and it’s up to 79%. Add in 7-result SERPs with expanded site-links, and you’re at 84%.“
Fazit: Was ist eigentlich „Rich“?
Die Aussagekraft der Studie ist beschränkt, was die offensichtlich zu enge Definition von Rich Media zeigt. Das Ergebnis, dass es nach wie vor fast überall 10 organische Suchergebnisse gebe, darf bezweifelt werden. Und es bedeutet nicht, dass diese in der Aufmerksamkeit nicht verdrängt werden von diversen Rich Media, Rich Snippet, Knowledge Graph, etc. Einblendungen. Denn genau da liegt das Problem. Geht Aufmerksamkeit verloren, ist es eigentlich egal ob da 10, 7 oder 3 organische Ergebnisse stehen. Was zählt ist die CTR und die geht nun einmal oft runter, wenn man in Konkurrenz zu angereicherten Suchergebnissen steht. Die Einblendung solcher Suchergebnisse ist jedoch stark Suchterm- und Themenabhängig. Daher müsste so eine Studie eigentlich nach Themen geclustert werden, um wirklich aussagekräftig zu sein. So kann man Bereiche identifizieren, in denen allein eine organische Topposition schon genügend Traffic bringt. Bewegt man sich allerdings in einem Gebiet mit vielen angereicherten Ergebnissen, dann wird es schwierig mit einer rein organischen Topposition genügend Nutzen zu erzielen, dass sich der Aufwand lohnt. Das bedeutet, man muss sehen, sodass man ebenfalls mehr Aufmerksamkeit erregt.
Das zweite, das wir daraus lernen, ist eine Definitionsfrage: Was ist überhaupt Rich Media? Sind Ergebnisse mit Rich Snippets und Autorenbildern noch organisch? Ich finde nicht, dass man das mit ja beantworten kann (mit nein allerdings auch nicht so richtig). Google sieht das offensichtlich ähnlich und reduziert die Autorenbilder wieder. Die Veränderung in den SERPs ist eine komplizierte, manchmal wirre Geschichte. Maja von RankingCheck hat dazu einen sehr lesenswerten Beitrag geschrieben. Nur ein Weg scheint sicher: der zu mehr Werbung. Ob das so sinnvoll ist, darf allerdings bezweifelt werden.