Kampf um die Vorherrschaft in der lokalen Suche
Es ist mehr oder weniger Konsens, dass der lokalen Suche zwar nicht alleine die Zukunft gehören wird, dass sie aber eine immer bedeutendere Rolle spielt. Grund dafür ist, dass das Internet das alltägliche Leben von immer mehr Menschen erreicht. Mit Smartphones kann jederzeit online nachgesehen werden, wo ein Bäcker ist, oder wie lange die Arztpraxis geöffnet ist.
Auch Google sieht in der lokalen Suche ganz offensichtlich ein einträgliches Geschäft und bewegt sich immer mehr in diese Richtung. In den vergangen Jahren neigte man beim „Suchmaschinengiganten“ sowieso dazu, sich von der rein organischen Suche wegzubewegen und auch Spezialsuchen einzubinden. Fotos, Videos und Maps waren da nur der Anfang, der fortgesetzt wurde durch News, Shopping-, und lokale Ergebnisse (Places). Mit dem Knowledge Graph und anderen zusätzlichen Ergebnissen (Wetter, Sportergebnisse, etc.) unternimmt Google viel um die User auf den eigenen Seiten zu halten. Und wenn es die Marktlage dann hergibt, wird Geld genommen (Shopping).
Lokale Suche wird für Google interessanter
Bei der lokalen Suche hat sich Google lange Zeit beteiligt, allerdings nie so richtig konsequent. Man kann das, was in Google Places/Google+ Local herrscht, daher durchaus als verwirrend bezeichnen.
Während dort also das Chaos regierte haben sich andere Dienste in diesem Bereich spezialisiert. Yell, Yelp, Gelbe Seiten, Kennstdueinen, und so weiter. Dort hat sich offenbar ein lukrativer Markt etabliert. Das hat Google irgendwann auch gemerkt und bemüht sich seitdem diese Anbieter mit Places zu verdrängen.
Die Macht dazu hat Google in gewissem Maß, denn wenn direkt schon lokale Ergebnisse innerhalb der organischen SERPs angezeigt werden ist es eher unwahrscheinlich, dass man weiter auf ein anderes Portal geht.
Etablierte Marken lassen sich nicht so leicht verdrängen
Die anderen Portale haben jedoch zwei Vorteile: Erstens sind sie teilweise schon so bekannt, dass sie nicht einfach so aus dem Markt gedrängt werden können, und zweitens sind sie deutlich spezialisierter als Google und in einigen Bereichen vermutlich auch einfach verlässlicher und besser (das kann jeder sehen wie er möchte…). Deswegen können sie angesichts der Google Bemühungen zwar noch lange nicht entspannt sein, sie sind sich über ihre Stärken angesichts des Schlingerkurses der großen Suchmaschine jedoch durchaus im Klaren und treten selbstbewusst auf, wie dieses Interview mit Yelps CEO Charlie Rose zeigen.
Google als Monopolist: eine Gefahr für die lokalen Suchdienste
Monopole zu bilden ist in den meisten westlichen Ländern heutzutage (mindestens) nicht erwünscht und die missbräuchliche Ausübung der Marktmacht ist sogar verboten. Dass Google bei der Online Suche in Europa ein Monopol hat, ist unumstritten. Das haben sie sich selbst erarbeitet, weil sie tatsächlich ziemlich gute Suchergebnisse liefern. Durch die Expansion der organischen Suche auf andere Bereiche gerät Google jedoch an rechtliche Grenzen. Denn als Monopolist haben sie die Verantwortung, bestehende andere Dienste nicht zu benachteiligen. Genau das passiert jedoch, wenn nur die eigenen lokalen Suchergebnisse eingeblendet und die Fremdanbieter versteckt werden. Da nützt es ihnen dann auch nicht viel, dass sie vielleicht bessere Ergebnisse liefern, oder den eingetragenen Unternehmen besseren Service und Bedienbarkeit bieten. Deswegen, und wegen anderer Vorwürfe für den Missbrauch seiner marktbeherrschenden Position, ist Google seit geraumer Zeit im Visier der europäischen Kartellwächter.
Google vs. EU: minimales Entgegenkommen in der lokalen Suche
Letzte Woche ging dann eine Meldung durch die Medien, dass Google offenbar einlenken würde. Details wurden dabei nicht genannt. Wie Sebastian im Kennstueinen Blog berichtet hat, sind solche Details nun einsehbar geworden. Dabei handelt es sich jedoch nur im äußerst minimale Zugeständnisse. Hierbei werden drei Links neben den Google Places Ergebnissen angebracht, die auf andere lokale Suchdienste Verweisen. Dennoch bleiben natürlich die Places Ergebnisse bestehen und das Erscheinungsbild der alternativen Links ist mit „dezent“ noch wohlwollend umschrieben.
Nick Rink hat die Änderungen auf den britischen Google Seiten umfassend beschrieben. Ob diese Änderungen tatsächlich ausreichen, um die EU und die Konkurrenten zu besänftigen, darf stark bezweifelt werden. Und selbst wenn, dürfte die Frage relevant werden, wie denn die drei verlinkten anderen Dienste ausgewählt werden.
Es dürfte daher nicht das letzte Kapitel im jahrelangen Kartellstreit sein. Mit kleinen Schritten kann Google natürlich auch immer wieder Zeit gewinnen. Was meint ihr dazu? Sollte Google gezwungen werden, andere Dienste gleichberechtigt mit dem Eigenen zu behandeln?