Das Ende der Keyword Domains?
Matt Cutts, der Chef des Google Webspam Teams, sorgte kürzlich mit einem Tweet für einige Aufregung unter amerikanischen SEOs. Er hatte angekündigt, dass Google eine Algorithmus-Änderung durchführen werde, die Keyword Domains schlechter Qualität in den Suchergebnissen schlechter dastehen lassen würde. Kurz danach präzisierte er diese Aussage, damit, dass diese Änderung ca. 0,6 % der englischen Websites betreffe und nichts mit den bekannten Updates Panda und Penguin zu tun hätte. Das bedeutet im Klartext, dass es sich nicht um eine „Bestrafung“ solcher Domains handelt, sondern um ein Algorithmus-Update, bei dem der Bonus den Keyworddomains bisher uneingeschränkt genossen, eingeschränkt und an Bedingungen geknüpft wird.
Was sind Keyword Domains?
Ich weiß, dass einige unserer Leser keine SEO-Profis sind. Darum werde ich kurz erklären was Keyword Domains eigentlich sind, denn die Bedeutung ist gerade mit dem „deutschen“ Begriffen Keyword und Domain nicht unbedingt sofort ersichtlich. Ja, die Begriffe sind eingedeutscht, ungefähr genauso wie die Bezeichnung „Handy“ für Mobiltelefone und ich möchte hier jetzt auch keine Sprachkritik starten. Im Englischen wird eher der Begriff Exact Match Domains bzw. EMD verwendet. Mir gefällt der ja deutlich besser, da ich finde, dass er selbsterklärender ist. Denn bei Keyword Domains, bzw. EMDs, handelt es sich um solche Domains, deren Namen häufig gesuchten Phrasen in den Suchmaschinen entsprechen. Ein Beispiel für eine solche Domain wäre: Super-Seo-Tools.de . Wenn wir mal davon ausgehen, dass Menschen häufig nach „Super Seo Tools“ suchen, dann wäre die genannte Domain nach dem alten Algorithmus deutlich im Vorteil. Denn solche „genauen Treffer“ erhielten in den Rankings bisher einen Bonus und waren so meistens weit oben platziert, auch wenn sie bei den sonstigen Rankingfaktoren etwas schlechter abschnitten. Das ist ja zumindest theoretisch auch sinnvoll, denn wenn ich zum Beispiel, BMW, Audi oder Mercedes (um mal nicht parteiisch zu werden) in eine Suchmaschine eingebe, dann werden die entsprechenden Firmen auch ganz oben landen, da ihre Domains identisch mit der Suchanfrage sind.
Da so ein Algorithmus ja erst einmal dumm ist, gilt der natürlich für alle Domains. Das wurde dann ausgenutzt, so dass gezielt Domainnamen nach häufig gesuchten Phrasen registriert wurden, um Traffic von den Suchmaschinen zu erhalten. Gelegentlich ist das sogar der einzige Zweck solcher Websites und sie liefern dem User gar keinen Mehrwert.
Warum die Änderung?
Das habe ich im Grunde schon im letzten Satz des vorigen Absatzes beantwortet. Google ist, wie wir schon häufig erwähnt haben, darauf bedacht möglichst viel Geld zu verdienen. Und das klappt als Suchmaschine am besten, wenn man seinen Usern Suchergebnisse mit Mehrwert liefert. Websites, die lediglich aufgrund ihrer Domain weit vorne ranken, aber von denen die User direkt wieder verschwinden, weil sie nicht finden was sie gesucht haben, können nicht im Sinne von Google sein. Lange konnten sie dagegen allerdings nicht so viel tun. Vor ziemlich genau einem Jahr änderte sich dies jedoch. Google hatte ein Patent angemeldet mit dem es möglich ist, solchen Spam bzw. kommerzielle EMDs zu identifizieren.
Seitdem wurde darauf gewartet, dass Google dies auch umsetzt und nun, ein Jahr später ist es soweit. Die Aufregung dürfte also nicht so groß gewesen sein, außer in manchen Blogs, für die die Änderung eben doch überraschend war. Tatsächlich besteht auch nur wenig Grund zur Aufregung. Denn wie gesagt verlieren diese Domains nur ihren besonderen Ranking-Bonus, aber ein Kriterium bleibt es weiterhin. Dennoch spielen nun auch die anderen Faktoren eine stärkere Rolle, insbesondere natürlich der Inhalt.
Was bedeuted die Änderung?
Die Folgen für seriöse Websites dürften gelinde gesagt gering bleiben. Seriöse Anbieter werden bisher auf abenteuerliche Suchphrasen-Domains verzichtet haben, denn auch wenn sie Google bisher noch nicht abgeschreckt haben, so doch zumindest ernsthaft interessierte Kunden. Aber natürlich gibt es auch Keyword Domains, die durchaus ihren Sinn haben. Am sinnvollsten erscheint mir dabei, wenn es sich beispielsweise um den Firmen- oder Markennamen handelt – in diesem Fall stellen EMDs quasi einen Direktaufruf über die Suchmaschine dar. Google wäre ganz schlecht beraten, würde es solche Ergebnisse auch aussortieren. Auch Besitzer anderer Keyword-Domains müssen nicht in Schweiß ausbrechen. Momentan gilt die Änderung noch nicht für deutsche Websites. Die Zeit bis dahin ließe sich nutzen, um den Linkaufbau zu verbessern und die Inhalte mal zu überprüfen und zu optimieren. Kurzum, die weiteren Rankingfaktoren überprüfen, um somit eine mögliche niedrigere Bewertung auszugleichen. Trotzdem sehe ich nicht, dass bisher top platzierte Websites mit einem sinnvollen Angebot plötzlich abstürzen würden. Es geht schließlich nur darum, die guten von den schlechten Keyword Domains zu trennen und den Spam zu entfernen. Eine gute Website bleibt eine gute Website und wenn die Domain auch optimal zum Inhalt passt, so wird das auch zukünftig eine Rolle spielen. Als User freue ich mich jedenfalls auf hoffentlich bessere Suchergebnisse, denn ab und zu begegnet man ja doch solchen Spam-Ergebnissen, was ich nervig finde.
(Artikel erstmals 2012 veröffentlicht – Inhalt möglicherweise nicht mehr aktuell)