Blogguide: Listen als zeitsparende Alternative?

Für heute habe ich mir ein Thema für unseren Blogguide ausgesucht, an dem sich die Geister der Blogosphäre spalten: Listen. Und zwar in all ihren Formen. Das ist ja ein durchaus beliebtes Mittel vieler Blogger, auf vermeintlich einfache Art und Weise Content zu generieren. Und Listen werden auch von vielen Usern sehr gerne angenommen. Das liegt ganz einfach an der Überfrachtung des Internets mit Informationen. Außerdem geschieht ständig irgendwo irgendetwas Neues, das man ja verpassen und dadurch ins Hintertreffen geraten könnte. Was bietet sich da mehr an als eine Liste, die alle relevanten Informationen enthält und somit zielgenau das liefert, was man haben möchte? Und das ganze Rauschen drumherum wurde schon rausgefiltert. Kurzum, die User sind dankbar für geordnete Listen, die ihnen nützliches Wissen in „mundgerechten Stücken“ servieren.

Das verlockt den Blogger natürlich. Eine Liste ist schon alleine deshalb catchy, weil sie eine Liste ist und wenn das Titel irgendwie vermittelt wird, kann man sich gerade in den sozialen Netzwerken schon beinahe vieler Klicks sicher sein. Hohe Traffic-Zahlen und das scheinbar einfache Format verleiten Blogger deshalb dazu Listen zu veröffentlichen. Das hat zu einer Flut von ihnen und den eng verwandten Zusammenfassungen geführt, die in beinahe jedem Blog auftauchen. Einige füllen mit sowas sogar einen recht großen Anteil ihres Contents. Diese Flut hingegen wird zunehmend kritisch gesehen. Aus dieser Kritik heraus hat es bereits Listen gegeben, die Listen aufzählen.

Die Nützlichkeit und Notwendigkeit von Listen und Zusammenfassungen steht also der Flut an kaum sinnvollen Aufzählungen gegenüber, die deren Nutzen ins Gegenteil verkehren – erst recht, wenn der Großteil des Aufgezählten auch noch belanglos ist.

Ersparen Listen Arbeit und Zeit?

Prinzipiell würde ich das mit Jein beantworten, denn meiner Meinung nach sollte eine Liste erst einmal gut strukturiert und recherchiert sein. Das war es dann auch schon mit dem zeitsparenden Format. Denn ich finde, gerade bei Listen und Aufzählungen merkt man recht schnell, ob sich jemand Mühe gegeben hat oder nicht. Lieblose 0815-Aufzählungen reißen niemanden vom Hocker, egal wie catchy der Titel war. Man sollte sich also wirklich Gedanken machen, was genau in so eine Liste gehört und oft noch viel wichtiger: was nicht? Das ist eigentlich selbstverständlich und auch nichts anderes wie bei „normalen“ Artikeln auch: Der berühmte Mehrwert für den User sollte gegeben sein.

Wenn man aber in seinem Blog ein regelmäßiges Listenformat haben oder etablieren möchte, dann sollte man über einen längeren Zeitraum die notwendigen Informationen nebenher sammeln, mit Kommentaren versehen und strukturiert aufbewahren. In diesem Fall, wenn man also schon strukturierte „Daten“ vorliegen hat, kann man sich in der Tat den sonst notwendigen Rechercheaufwand sparen. Das setzt natürlich einen funktionierenden Redaktionsplan voraus.

Welche Listentypen gibt es?

Es gibt viele verschiedene Formen in denen Listen daherkommen. Ich habe mal versucht die wichtigsten zusammenzufassen:

  1. Bestenlisten: Wie der Name schon sagt, handelt es sich dabei in der Regel um eine Rangliste, die zum Beispiel die besten Blogartikel, die besten Blogger, die besten SEO Tools usw. auflistet. Solche Listen werden auch schon lange in klassischen Printmedien angewandt, ich denke da nur mal an die Forbes-Listen oder an die berühmten 100 sexiest man / women etc.. Das Konzept wurde also lediglich in Blogs übertragen.
  2. Tipps und Tricks: Eine allseits beliebte Kategorie, die den Usern Hilfestellung und Orientierung bei „schwierigen“ Themen bieten soll. Im letzten Jahr habe ich zum Beispiel zahlreiche Listen mit soundsovielen Tipps dazu gesehen, wie man sich am besten in Social-Media-Netzwerken präsentiert. Am häufigsten waren dabei in meiner Wahrnehmung übrigens die Google+ Tipps. Das Problem dabei: Diese Listen sind irgendwann unglaublich lang geworden. Ich für meinen Teil höre meistens beim 20. Tipp auf zu lesen.
  3. Checklisten: Diese Form mag ich sehr. Es gibt doch eigentlich nichts Praktischeres, als ein Problem mit einer vorhanden Checkliste anzugehen und es so angeleitet zu lösen.
  4. Reviews und Zusammenfassungen: Etwas detaillierter als normale Listen werden dabei bestimmte Themen oder Blogartikel zusammengefasst und geordnet. Das sind meistens recht kurze, aber wenn sie gut gemacht sind, sehr informative „Listen“.

Wie lang sollten Listen sein?

Wie ja gerade schon deutlich wurde, bin ich ein Fan von einigermaßen kurzen Listen. Ich mag es nicht ewig weit scrollen zu müssen. Aber ganz entscheidend ist natürlich der Informationsgehalt der einzelnen Punkte. Habe ich eine Liste mit 100 wertvollen Tipps, dann lese ich mir die zwar wahrscheinlich trotzdem nicht sofort alle durch, sondern speichere den Beitrag für später und gucke immer mal wieder hinein. Listen mit einer solchen Qualität auszuarbeiten ist jedoch sehr aufwendig. Daher würde ich dem Durchschnittsblogger, der gerne Listen verwenden möchte, zu eher kurzen Aufzählungen raten, bei denen die einzelnen Punkte aber auch einen einigermaßen hohen Informationsgehalt haben. Das bedeutet nicht nur drei Wörter, sondern auch zwei bis drei erläuternde Sätze zu den jeweiligen Punkten. Solche relativ kurze Listen kann man auch gut im Gedächtnis behalten und wenn die User positive Erfahrungen mit solchen Listen gemacht haben, kommen sie auch immer wieder darauf zurück. Im Endeffekt gilt Qualität statt Quantität.

Corporate Blogs müssen besonders aufpassen

Lange Listen halte ich nur in Einzelfällen für sinnvoll. Denn wie gesagt, länger ist in diesem Fall eben nicht immer besser. Gerade bei Corporate Blogs gilt es daher aufzupassen, denn in Ihnen geht es ja häufig auch um die Reputation. Dazu ist aber Qualität notwendig. Gut recherchierte und strukturierte Listen helfen dem User weiter und zeigen ihm, dass der Blogger bzw. das Unternehmen dahinter etwas davon verstehen was sie schreiben. Einzelnen Bloggern, die das eher privat betreiben, sieht man auch eine belanglose Liste sicher gerne mal nach.

Wann sollte ich in meinem Blog auf Listen setzen?

Aufzählungen, Zusammenfassungen, Reviews, Checklisten und Ranglisten kann man theoretisch in jedem Blog einsetzen. Nur bitte nicht um der Liste willen. Man sollte es vermeiden, die 25. Liste der besten Fotographieblogs des Monats herauszubringen oder den 100. Beitrag zu den zehn wichtigsten SEO-Trends im Jahr 2013. Es ist sinnvoll sich die anderen Blogs mal anzusehen und zu gucken was es da so gibt und eben auch was es da noch nicht gibt. Wenn man so ein Alleinstellungsmerkmal findet, kann man mit der richtigen Überschrift auch qualitativen Traffic auf seine Seite ziehen. Dann kann eine gute Liste auch schnell besser als die zur Zeit gehypten Infographiken sein und sich sogar als Content-Marketing-Instrument eignen.

Aber man sollte nicht auf Listen setzen, nur um den Aufwand eines normalen Artikels zu sparen. In diesem Fall wäre vielleicht sogar ein kurzer Post deutlich angebrachter als eine schlechte Liste.

(Artikel erstmals 2013 veröffentlicht – Inhalt möglicherweise nicht mehr aktuell)

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