Corporate Blogging – Versagen leichtgemacht

Im Zusammenhang mit Social-Media-Aktivitäten hört man immer wieder Storytelling sei wichtig, Persönlichkeit sei wichtig und Kontinuität sei wichtig. Sympathische Geschichten des Alltags, die dem Leser ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Wir versuchen zwar überwiegend mit Fachwissen zu glänzen, aber manchmal darf ich in meiner Firma auch mal einen Blogbeitrag schreiben. Heute ist es wieder soweit. Da ich mit Dingen wie Fachwissen nicht aufwarten kann, wird mir nichts anderes übrig bleiben, als über mein gestriges Versagen beim Import von Blogbeiträgen zu schreiben. Glücklicherweise sind ein paar lohnenswerte Learnings für Euch dabei. Also, die Geschichte geht so:

Entgegen aller Wahrscheinlichkeit war ich in meinem Leben nur einen einzigen Monat arbeitslos. Ich genoss diesen Zustand und hing in einem Kölner Café namens Le Passage rum (heute ist an der gleichen Stelle das Vanity) und ersann dort nicht mehr ganz nüchtern die Vision, dass ich mit der Veröffentlichung von Kram im Netz eine gewisse Berühmtheit erlangen könnte. So startete ich buildblog.de und schrieb fast täglich seltsames Zeug, viele technische Artikel, ein paar Artikel zu SEO und SocialMedia, usw. Nach ungefähr einem halben Jahr behauptete irgendein Redakteur der Computerwoche öffentlich, ich hätte einen der lesenswertesten IT-Blogs in Deutschland. Das verhalf zwar nicht zum gewünschten Ruhm, aber ein paar tausend Leser im Monat sind gut fürs Ego. Also produzierte ich fleißig Artikel unterschiedlicher Qualität. Irgendwann Ende 2010 beschloss ich mich auf bold ventures zu konzentrieren und pflegte das Projekt buildlbog nicht weiter. Der letzte sinnvolle Beitrag ist jetzt zwei Jahre alt, dennoch hat die Seite immer noch knapp 2.500 Visits im Monat, weil ich viel Wert darauf gelegt habe zeitlose Beiträge zu verfassen.

Gut, dachte ich, machen wir ein kleines SEO-Experiment daraus. Die Idee: Ich importiere den gesamten Artikelbestand von buildblog in das bold ventures Blog und schaue mal, ob die guten Rankings sich hierhin übertragen und ob die schlechten Rankings vielleicht besser werden (vorausgesetzt, man ist dazu in der Lage die Weiterleitungen richtig zu setzen).

Wir haben für solche Tests ein Testblog. Das ist identisch mit diesem, allerdings nicht von außen zugänglich. Dort versuchen wir alles Mögliche (Plugins testen, Layouts ausprobieren, etc.). Ich kann übrigens jedem, der ernsthaft einen „Corporate Blog“ betreibt, empfehlen so vorzugehen. Denn entgegen der landläufigen Meinung erweist sich WordPress als äußerst fragiles System. In diesem Zusammenhang sei auf die Theorien zur Antifragilität von Nassim Nicholas Taleb verwiesen.

Das Testblog hat einen entscheidenden Makel. Es ist wirklich identisch konfiguriert und darin verbirgt sich, wie wir gestern festgestellt haben, eine Quelle für potentielle Gefahren im Social-Media-Bereich. Es könnte nämlich passieren, dass man seinen Privatblog in den Corporte Blog integrieren möchte, was an sich schon eine eher zweifelhafte Idee ist. Dann passiert Folgendes: Die Social Media Plugins feuern auf den öffentlichen Kanälen der Firma aus allen Rohren.

Ihr twittert dann nicht nur zur Erheiterung der Leser Dinge wie: „Mein Schwanz ist grau und hat an der Spitze ein Haarbüschel“. Nein, zu allem Überfluss ist der erwartete Inhalt dann nicht einmal aufrufbar (das Testblog ist ja für alle anderen nicht erreichbar). Wenn Ihr Euch und Eure Angestellten, die mit viel Eifer am Ruhm Eurer Webseite ‚rumbasteln dann genug geärgert habt, kommt die Krönung der Freude:

  • Twitter hat ein Limit, das bei bei 400 Tweets in wenigen Minuten natürlich schnell erreicht wird. Die Implikation daraus ist, dass Ihr Euch nicht einmal für den Fehler entschuldigen könnt, weil ja das Tweet-Limit erreicht ist (für alle, die das Problem gestern bemerkt haben: ‚Tschuldigung!)
  • Es gibt weder bei Twitter noch bei Facebook eine Möglichkeit für Massenlöschungen. Ihr klickt also ein paar hundert Mal auf löschen

Solltet Ihr also im Rahmen von Corporate Social Media etwas Sinnvolles wie einen Testblog betreiben: Hier die Liste von Dingen, die Ihr dort deaktivieren solltet:

  1. Twitter Plugins, die neue Artikel twittern (das tun sie auch beim Import alter Artikel);
  2. Facebook Plugins mit dem Funktionsumfang aus Punkt 1;
  3. Das XML-Sitemap Plugin deaktivieren oder die Funktionen zur Benachrichtigung der Suchmaschinen abstellen (das verwirrt Google und Google mag es nicht verwirrt zu werden);
  4. Google Analytics – das verwirrt Euren Statistikbeauftragten (häufig fälschlicherweise die Geschäftsleitung und auch die mag es nicht verwirrt zu werden);
  5. Unter Einstellungen > Lesen aktiviert das Häkchen bei „Verbietet Suchmaschinen die Website zu indexieren“. Auch dann, wenn die Seite passwortgeschützt oder von außen gar nicht erreichbar ist.

Von David habe ich auch noch ein kleines Learning in Sachen Facebook anzubieten: Facebook veröffentlicht Inhalte. Immer. Auch wenn es so aussieht, als hätte der Senden-Button nicht funktioniert. Klickt Ihr also fünf Mal auf Senden, wird der Inhalt auch fünf Mal veröffentlicht.

In diesem Sinne: Einen erholsamen Restfeiertag noch.

(Artikel erstmals 2013 veröffentlicht – Inhalt möglicherweise nicht mehr aktuell)

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