Richtig Bloggen: Lange Artikel vs. kurze Posts
Wie blogge ich richtig? Wohl nirgendwo ist darauf die eine wahre Antwort zu finden. Ich beschäftige mich heute mit einer der wichtigsten Fragen, denen Blogger gegenüberstehen: Wie lang müssen meine Artikel sein?
Auch wenn dieses Thema und die Frage alles andere als brandneu sind, hat ein Beitrag von Gretus im Blog von seo-united für Aufklärung zum Thema gesorgt. Der Artikel ist weitgehend eine übersetzte Zusammenfassung des Posts „Why short posts beat long content“ von Tadeusz Szewczyk. Tadeusz erläutert darin, warum er kurze Beiträge für sinnvoller und effektiver hält.
Pro: Kurze Posts
Als Hauptargument für kurze Blogposts dient der altbekannte plakative Slogan: time is money. So zählt er und dementsprechend auch Gretus gerade das Zeitargument zu den entscheidenden Vorteilen kurzer Beiträge. Die Idee dahinter: In der selben Zeit, in der ich einen langen ausführlichen Artikel verfasse, kann ich auch zahlreiche kurze Posts schreiben. Diese würden dann in der Summe mindestens genauso oft, wenn nicht sogar häufiger verlinkt, geteilt und geliked als die langen ausführlichen Beiträge und führten somit im Endeffekt zu mehr Traffic – selbst wenn die einzelnen Beiträge in den Suchmaschinen nicht so gut platziert sind.
Ein weiteres Argument dafür ist das Online-Leseverhalten. Tatsächlich werden Texte online eher überflogen als gelesen – zumindest anfangs. Es ist nicht unbedingt üblich, dass gerade lange Texte von vorne bis hinten komplett durchgelesen werden, teilweise schrecken sie vielleicht sogar ab. Die Aufmerksamskeitsdauer sei daher online eingeschränkt, sodass kurze Texte diesem Verhalten besser angepasst sind.
Noch ein Pro-Argument ist die Aktualität kürzerer Beiträge: Anstatt viel Zeit darauf zu verwenden, einen langen Text zu schreiben, kann man auch viele kurze Beiträge verfassen. Auf diese Art kann man sehr viel häufiger und vor allem regelmäßiger publizieren. Das gewährt einem Blog deutlich mehr Aufmerksamkeit als ein langer, ausführlicher Eintrag alle paar Wochen.
Da seo-united ja dem Namen nach ein SEO Blog ist, bleibt das selbstverständlich auch nicht unerwähnt. Gretus sieht Title und Überschriften als wichtigste Rankingfaktoren und diese sind schließlich auch in kurzen Beiträgen vorhanden.
Dies lässt sich folgendermaßen zusammenfassen: Kurze Blogposts sind weniger aufwändig und daher schneller verfasst. Somit kann man häufiger bloggen und durch regelmäßige Beiträge auf sich aufmerksam machen und Leser gewinnen. Außerdem kommen kurze Beitrage dem Online-Leseverhalten entgegen. Insgesamt dürfte schon allein durch die Häufigkeit der publizierten Beiträge die Anzahl der Verweise mindestens genauso hoch werden wie bei längeren qualitativen Beiträgen.
Pro: Lange Artikel
Content Marketing ist das Gebot der Stunde. In diesem Zusammenhang hat die Länge von Inhalten auch in Blogs in den vergangenen Jahren und Monaten immer mehr zugenommen. Insofern kann man der Aussage von Gretus teilweise sogar zustimmen. Demnach hätten manche das Bloggen verlernt, indem sie nur noch gut recherchierte Fachartikel posten und nicht mehr einfach drauflos schreiben.
Warum aber ist das so? Gerade unter den Gesichtspunkten der SEO ist hier natürlich Google ein wesentlicher Faktor, denn schon seit längerem setzt Google Anreize für lange Texte. Hauptziel bleiben aber trotzdem nicht lange, sondern gute Texte. Google ist auf der Suche nach gutem Content (ja, ich muss es schon wieder erwähnen) und dabei ist die Annahme, dass ein sehr kurzer Text einem User wohl kaum denselben Mehrwert bieten kann wie ein langer. Mit kurz meine ich hier allerdings wirklich sehr kurz. Wenn man in den Suchmaschinen vorne platziert werden möchte, geht es also um diesen Mehrwert. Und in der Tat ist es so, dass gut recherchierte, informative und damit qualitativ hochwertige Artikel langfristig Traffic und User auf die Seite ziehen. Am Dienstag habe ich dazu unseren Blog schon als Beispiel gebracht. Das ist mit Sicherheit die Stärke längerer Texte: Sie enthalten schlicht und einfach mehr Informationen als kürzere.
Wer gewinnt?
Meiner Meinung nach: Keiner. Um es etwas platt zu sagen, ich finde es doof kurze oder lange Beiträge generell gegenüberzustellen. Ja, es gibt zu lange Beiträge, eindeutig. Das merkt man im Idealfall selber, wenn man mal drüber liest. In solchen Fällen sollte man sich überlegen, einen Artikel entweder zu splitten oder am besten zu kürzen. Die Empfehlung sich kurz zu fassen gilt immer, gerade bei Online-Texten. Aber sich kurz fassen heißt nicht unbedingt unter 150 Wörtern zu bleiben. Der Artikel von Tadeusz, der die ganze Debatte losgetreten hat, ist selbst überhaupt nicht kurz. Überhaupt ist doch die Frage: Ab wann ist ein Beitrag lang? Wann ist er kurz? Dies sehe ich nirgends eindeutig beantwortet und ich denke auch nicht, dass man das jemals trennscharf beantworten kann.
Und die Vorstellung, dass man mal eben so einen kurzen, prägnanten Artikel schreiben kann, halte ich für realitätsfremd. Es ist nämlich in der Tat schwieriger, denselben Informationsgehalt in einen kürzeren Text zu stecken. Nehmen wir mal diesen Beitrag hier. Der wäre auch deutlich kürzer denkbar, aber rechtfertigt das den Aufwand? Ich denke mal, dass das Kürzen nochmal genauso lang dauern könnte wie das Schreiben des längeren Textes – und das obwohl ich versuche mich kurz zu fassen. Verbesserungsbedarf gibt es unter diesem Gesichtspunkt immer.
Fassen Sie sich kurz, aber übertreiben Sie es nicht.
So würde ich es zusammenfassen. Beim Bloggen ist es wichtig im Gespräch zu bleiben aber auch regelmäßig zu bloggen. Daher ist ein kurzer Beitrag besser als gar keiner. Dennoch sollte man nicht so sehr verkrampfen und sich vor umfangreicheren Themen drücken. Längere Beiträge haben nicht zu verleugnende Vorteile. Gerade in unserem Bereich der Suchmaschinenoptimierung ist es wichtig, in Blogbeiträgen Sachkompetenz zu zeigen. Das stärkt die Reputation. Deswegen: Mixen Sie kurze und lange Beiträge. Bevor Sie gar nichts posten, lieber mal einen kleinen Beitrag schreiben und ab und zu dann einen längeren. Insgesamt gilt die Devise sich kurz zu fassen bei allen Online-Texten, die gelesen werden sollen. Und der Mehrwert zählt, beziehungsweise die Güte des Contents. Lange Texte ohne Inhalt sind Unsinn, genauso wie zahlreiche kurze Beiträge, die genauso gut auch als Statusupdate bei Facebook gepostet werden könnten. Das kann auch ganz gut als Spam enden. So etwas bietet sich tatsächlich nur an, wenn man sich auf News ausgerichtet hat.
P.S.: Sollten kurze Texte jetzt wieder zum Trend werden, was unwahrscheinlich ist, ließe sich das übrigens nur schwer mit dem SEO Trend WDF*IDF vereinbaren, finde ich.
(Artikel erstmals veröffentlicht am 21.02.2013 – Inhalte evtl. nicht mehr aktuell)
Ich stehe auf längere Artikel. Mit entsprechender Überschrift und Formulierung bei gegebener Aktualität ist der Nutzen für den Leser gefühlt größer. Der ein oder andere kurze Beitrag darf es aber auch schon sein.