Plagiate als Duplicate Content

Meiner Wahrnehmung nach gehört Duplicate Content zu einem der meist diskutierten SEO-Themen überhaupt. Teil der Diskussion ist auch immer wieder die Frage, ob doppelte Inhalte denn nun tatsächlich schädlich sind oder nicht. Immer wieder wird von einer möglichen Abstrafung für Duplicate Content spekuliert, was Google aber zurückweist. Meiner Meinung nach kommt es jedoch gar nicht auf so eine Abstrafung an und daher habe ich neulich in einem Artikel hier noch einmal erklärt, warum doppelte Inhalte meiner Meinung nach vermieden werden sollten.

Das meiste was man zu dieser Thematik findet, befasst sich jedoch mit Duplicate Content, der auf der eigenen Website entsteht, den man also mit OnPage-Vorkehrungen bekämpfen kann. Das ist gerade bei einer sehr häufigen Form der doppelten Inhalte, die durch die Paginierung von Seiten und durch Archiv- und Produktseiten in Blogs und Online Shops entstehen. Aber es gibt noch eine zweite Variante, die deutlich schwieriger zu kontrollieren ist: Nämlich dann, wenn dieselben Inhalte auf einer anderen, einer fremden Seite auftauchen. So etwas kann vorkommen, wenn mehrere Seiten dieselben Inhalte (beim selben Anbieter) einkaufen, oder die gleichen Pressemitteilungen, Agenturmeldungen oder Produkttexte verwenden. Das passiert ja mehr oder weniger freiwillig und hier lohnt es sich gegebenenfalls darüber nachzudenken, wie man zu viele nicht unique Inhalte entweder vermeiden oder zumindest individualisieren kann.

Aber es gibt noch eine weitere Variante von Duplicate Content auf fremden Seiten, der weder beabsichtigt noch freiwillig ist, nämlich durch Kopien oder Plagiate der eigenen Inhalte.

Plagiate als Quelle für doppelte Inhalte

Plagiat ist kein richtiger juristisch festgelegter Begriff. Allerdings ist es ein durchaus gängige Bezeichnung für die Wikipedia zufolge „[…]Anmaßung fremder geistiger Leistungen.“ Oder wie es auf presserecht.de etwas konkreter formuliert wurde: „Plagiat ist nach allgemeiner Ansicht eine Urheberrechtsverletzung, bei der sich jemand fremde Urheberschaft bewusst anmaßt.“

Ich möchte hier gar nicht so genau auf das Urheberrecht eingehen, aber es ist auf jeden Fall erwähnenswert, dass diese Art des Duplicate Contents auch eine rechtliche Komponente aufweist. Es geht nämlich um doppelte Inhalte, die entstehen, weil andere die eigenen Inhalte auf ihrer Seite teilweise wortgleich übernehmen. Dadurch ensteht das Problem, dass dann derselbe Inhalt miteinander konkurriert und zudem einfach nicht mehr unique ist, was Google bekanntlich überhaupt nicht mag.

Duplicate Content durch fremde Kopien – ein Erfahrungsbericht:

Aber kommt sowas denn wirklich vor? Ja, das tut es: Erst neulich habe ich so etwas entdeckt in einer Form, die mir vorher so nicht begegnet war. Ich googelte mich selbst und stieß auf eine Seite, in der ich und ein Artikel von mir über Co-Occurrence und Co-Citation genannt war. Einen Link von der Seite gab es nicht, der Textabschnitt kam mir aber bekannt vor. Also guckte ich mir den Artikel an, kopierte eine Zeile oder Wortgruppe aus dem Text, gab sie in Google ein und siehe da, meine Vermutung stimmte. Der Artikel war fast identisch für einen Artikel der t3n übernommen worden, der sich ebenfalls mit Co-Occurrence  und Co-Citation befasste. Das war insofern erstaunlich, als das im Text nirgends ersichtlich war, dass es sich bis auf die Ergänzung einiger Füllwörter um denselben Text handelte. Alle Links waren entfernt und am Ende fand sich lediglich ein Hinweis namens „Quelle“, dem die URL des t3n-Artikels folgte. Diese war jedoch nicht als Link ausgezeichnet.

Es handelte sich also um einen recht krassen Fall von Duplicate Content, möglicherweise sogar um eine recht dreiste Urheberrechtsverletzung, wenn nicht sogar ein Plagiat (was jedoch Absicht voraussetzen würde). Was genau damit bezweckt werden sollte ist unklar, wahrscheinlich wollte man einfach nur den guten Inhalt für t3n abgreifen. Negative SEO-Folgen für das Online-Magazin kann man wohl ausschließen, da erstens der zeitliche Abstand der beiden Artikel das Original verrät und zweitens t3n eine deutlich höhere Autorität darstellen dürfte. Die Frage ist ob es einen Einfluss geben würde, wenn das bei einer gleichwertigen Website passiert.

Die Tatsache, dass alle Links entfernt wurden und auch der Hinweis auf die „Quelle“ nicht verlinkt war, deutet darauf hin, dass möglichst niemand merken sollte, dass es den Beitrag zweimal gibt. Glücklicherweise hat das nicht geklappt, ich möchte aber nicht wissen, wie hoch die Dunkelziffer ist.

Kopien von Blogartikeln in anderen Ländern durchaus üblich

Das Kopieren von Blogartikeln in anderen Ländern, beispielsweise den USA , ist nicht unüblich. Allerdings sind die Artikel dann auch zumindest mit einem richtigen Link versehen.

Ich persönlich sehe wenig Sinn darin, Blogbeiträge identisch zu übernehmen. Gerade im Bereich Corporate Blogging geht es ja auch viel um Reputation. Wenn sich aber zeigt, dass die gar nicht von einem selbst kommt, könnte es peinlich werden. Nicht problematisch finde ich hingegen Übersetzungen von anderssprachigen Texten, selbst aus dem Englischen. Dahinter liegt aber auch eine eigene Leistung.

Wie steht Ihr dazu? Findet Ihr es okay, wenn Artikel kopiert werden? Oder ist Euch schon selber so etwas passiert?

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6 Kommentare
Stephan
11.07.2013

Anhand des Zeitpunktes der Veröffentlichung bzw. der Indexierung sollte es für Google überhaupt kein Problem sein, Original und Kopie sauber voneinander zu trennen und die Kopie in der Suchergebnissen erheblich abzuwerten. Logisch – Theorie und Wirklichkeit klaffen oft stark auseinander.

28.07.2013

Hi,
hab den gerade durch seoigg recht zufällig gefunden und dazu fällt mir sofort gutefrage.net ein.
Nicht unbedingt selten kopieren dort Nutzer (?) Artikel unserer Ratgeberseiten zu 100% und fügen diese als Antworten auf User (?) Fragen ein.
In manchen Fällen zumindest mit nofollow URL Link.

Wenn ich mir jetzt denke, dass die evtl. eine Autorität sind, wirft das gleich mal die Frage auf, ob Google nun denkt wir haben kopiert (obwohl wir früher live waren) oder die und ggf. warum die dann nicht wegen zig Tausender Duplikate abgestraft werden.

Daraus würde ich eigentlich schließen, dass, insofern kein generelles DC Problem, sich DC nur auf das ranking der eigentlichen Seite auswirkt – kopiere ich schlecht, hat genau diese Seite eben weniger Rankings und lässt die eigentliche Domain davon erst einmal unverändert ranken.

29.07.2014

Als Betreiber eines regionalen Nachrichtenportales biete ich Vereinen, Institutionen, der Stadt- und Kreisverwaltung, Polizei, eben allen Bereichen des Städtischen Lebens eine Plattform für aktuelle Beiträge. Ich bekomme Presseberichte (die natürlich auch andere Medien bekommen, die ich mit dem Heinweis „Ein Beitrag von …“ nahezu unverändert veröffentliche. Ergänzend kommen eigene Beiträge dazu. Der Mehrwert der Seite ist die komprimierte Form und die rasche Veröffentlichung. Weniger bedeutsame Beitrage (kleine Vereine), die in der Zeitung keine Chance haben, werden ebenso veröffentlicht. Für Google ist das natürlich Dublicate Content und ich werde zur Bedeutungslosigkeit abgestraft. (Nicht so entscheidend, denn das Portal ist nicht gewinnorientiert). Für die Stadt ist es ein interessantes Medium – das zeigen die Analyticszahlen. Schade – das macht es schwerer für mich, das Portal bekannter zu machen.

David Linden
29.07.2014

Hallo Bernd,

danke für den interessanten Einblick in deine Erfahrungen mit Duplicate Content. So weit ich weiß werden Seiten nicht abgestraft wegen doppelter Inhalte, aber trotzdem wirkt sich das natürlich nicht gerade positiv auf die Suchergebnisse aus. Wie sieht es denn bei dir mit Google News aus? Darüber ließe sich doch bestimmt noch einiges an Traffic gewinnen. Und wenn deine Zahlen schon zeigen, dass deine Seite schon für die Menschen interessant ist, dann ist das doch bereits ein sehr positives Signal. Für die einzelnen Berichte sehe ich da wenig potential in den Suchmaschinen, aber du hast dann offensichtlich das Potential deine Seite zu einer Marke zu machen, auf die die Leute direkt gehen, über soziale Netzwerke kommen oder über Google suchen.