Online-Marketing im agilen Umfeld
Heute oder in zwei Wochen
Software agil zu entwickeln macht das Arbeiten flexibler und führt schneller zu benutzbaren Ergebnissen. Doch eins kann dabei leicht auf der Strecke bleiben: Die Zufriedenheit aller Beteiligten.
Wer heute für ein größeres Projekt eine Webseite oder Software entwickeln will, der macht das agil. Das heißt, dass nicht am Anfang ein Masterplan erstellt wird und der dann nach und nach abgearbeitet wird, sondern, dass in Schritten gearbeitet wird. „Alle zwei Wochen werden dann Prioritäten gesetzt und die nächsten Schritte geplant, dann wird zwei Wochen lang gearbeitet, dann wieder geplant. So bleibt der Prozess wendig“, sagt Online-Marketer David Linden, „außerdem ist eines der Grundprinzipien des agilen Arbeitens, dass das Produkt schnell an den Start gehen kann, man hat also schnell Ergebnisse.“
Mit dieser Arbeitsweise kann es aber auch zu Problemen kommen: Etwa mit den Leuten, die die Software bedienen sollen, dem Online-Marketing. „Die wollen immer alles sofort, schreiben dann ihre Tickets an die Entwickler und ärgern sich, dass nichts passiert. Das sorgt für schlechte Stimmung“, sagt David Linden. Der Grund: unterschiedliche Arbeitsweisen. „Das Online-Marketing oder auch die Suchmaschinenoptimierung sind von ihrer Arbeitsweise her rastlos, da ist alles im Fluss und es muss schnell reagiert werden. Da fehlt oft das Verständnis für diesen Zwei-Wochen-Rhythmus.“
Viel Vermittlungsarbeit
David Linden selbst verbringt viel Zeit in seinem Beruf damit, zwischen der Technik auf der einen Seite und den Marketern auf der anderen zu vermitteln. „Das kann sehr schwierig sein, weil oft wenig Verständnis für den jeweils anderen da ist“, sagt er. Seine Lösung: Mehr Kommunikation. „Marketing und Suchmaschinenoptimierung müssen in den Prozess aktiv eingebunden werden.“
„Marketer sollen nicht nur Tickets schreiben dürfen“, sagt David Linden, „auch wenn es darum geht, die Prioritäten für die nächsten zwei Wochen zu bestimmen, sollten sie dabei sein und ihre Meinung einbringen können.“ Besonders interessant wird ihre Meinung bei Fragen, die nicht direkt die Funktionalität der Seite betreffen, etwa wie verständlich Anweisungen sind oder wie schnell man Inhalte einpflegen kann. „Das sind alles Punkte, die direkt in den Entwicklungsprozess integriert werden sollten.“
Der Schlüssel: Miteinander reden
Für Linden ebenfalls wichtig: Die richtige Kommunikation. „Beide Seiten müssen Verständnis füreinander entwickeln, das geht aber nur, wenn sie die gleiche Sprache sprechen – und das ist oft nicht der Fall.“ Die beiden Bereiche haben unterschiedliche Fachbegriffe und Denkweisen, da ist Vermitteln gefragt. Gemeinsame Treffen und auch Kurse in der „Wissenschaft“ des jeweils anderen können da helfen. „Dann müssen aber auch wirklich alle mitarbeiten können“, sagt Linden. Für ihn bieten sich spezielle Treffen an, zu denen alle Beteiligten kommen und mitreden dürfen, ihre Perspektive und ihre Probleme mit in den Entwicklungsprozess hineingeben können.
Doch bevor es so weit ist, sind noch einige Fallstricke zu überwinden, menschliche und organisatorische. „Die Leute müssen natürlich auch wollen“, sagt David Linden. Andererseits dürfen vor allem die Mitarbeiter in den oberen Segmenten der Hierarchie nicht zu viel mitbestimmen wollen. „Es gibt da eine Grenze, auch der fachlichen Qualifikation: Nicht jeder Manager hat Ahnung vom Programmieren – und das muss er auch gar nicht. Aber eines muss er können: Aufgaben abgeben an die, die es können.“ Es ist also ein Prozess, der nicht unbedingt morgen die perfekten Lösungen bringt – aber vielleicht in zwei Wochen.