Mit harten Bandagen: Negative SEO auf dem Vormarsch?

Es ist noch nicht so lange her, dass ich einen Artikel über Black Hat SEO geschrieben habe. Darin bin ich darauf eingegangen, dass Google die Regeln in seinen Webmaster Guidelines immer enger zieht und gleichzeitig die Trennschärfe von dem, was erlaubt ist und was nicht, verringert. Das führt dazu, dass insbesondere in Bezug auf das Linkprofil bei vielen Seiten und ihren Betreibern große Unsicherheit herrscht, ob alles den Richtlinien entspricht. Der Grey Hat Bereich wächst daher gefühlt. Black Hat Methoden dagegen haben dem allgemeinen Vernehmen nach in den letzten Jahren abgenommen. Das liegt sicherlich daran, dass Google besser geworden ist und Black Hat damit nicht nur risikoreicher, sondern auch schwieriger wurde. Dennoch gibt es das natürlich immer noch und wie man manchmal hört, teilweise sogar recht erfolgreich.

Was ist Negative SEO?

Ich habe in dem Grundlagen Artikel zum Black Hat eine Unterscheidung zum sogenannten Negative SEO vorgenommen. Diese Unterscheidung wird oft, jedoch nicht immer und von jedem, gemacht. Die Quintessenz des ganzen war: Negative SEO ist Black Hat SEO für eine fremde Website.

Um es noch einmal zu erklären: Beim Negative SEO wird einer fremden, konkurrierenden Website geschadet, und zwar in dem SEO Methoden auf diese Seite angewandt werden, von denen man genau weiß, dass sie früher oder später zu einer Abstrafung oder zumindest zu einer Herabstufung der Seite führen wird.  Die einfachste Methode ist dabei das Setzen schädlicher Links. Sehr erfolgversprechend ist das jedoch in der Regel nicht, weswegen Negative SEO im Allgemeinen als keine sehr große Gefahr gesehen wird. Es gibt auch noch andere Methoden, die eine Website direkt angreifen um schlechte Links auf der Seite selbst unterzubringen. Wenn der Betreiber das nicht merkt, dann wäre sowas sicherlich deutlich wirksamer. Eine weitere Methode ist ein Angriff, bei dem die Server und damit die konkurrierende Seite überlastet werden. Solche Dinge sind bekannt, allerdings nicht unbedingt als Negative SEO.

Der Seophonist Wettbewerb zeigt die Gefahren des Negative SEO auf

Auch ich habe in solchen Attacken, die direkt auf die Server einer Seite zielen, bisher eigentlich nicht an Negative SEO gedacht, sondern an anderweitig schadendes Verhalten. Der Schaden, der durch die Nichterreichbarkeit einer Seite direkt entsteht, ist natürlich viel unmittelbarer spürbar (Umsatzausfall bei einem Online Shop) als andere Wirkungen, die noch da dran hängen. Aber selbstverständlich ist auch die Server Performance, die Erreichbarkeit der Seite und die Geschwindigkeit ein nicht zu unterschätzender Rankingfaktor.  Und Nicht-Erreichbarkeit mag Google gar nicht.

Aufmerksam geworden bin ich darauf durch den Seophonist Wettbewerb, der gerade erst mit dynapso also Sieger zu ende gegangen ist. Dabei ging es darum, mit einem neu erschaffenen Kunstwort zu einem bestimmten Zeitpunkt auf Platz 1 bei Google zu ranken. Solche Wettbewerbe gab es schon häufig und diesmal lautet das Wort eben Seophonist. Es gibt Menschen, die schimpfen auf diese Wettbewerbe, weil sie alles „vollspammen“ würden. Ich jedoch halte sie für absolut sinnvoll. Die Erkenntnisse, die dabei gewonnen werden, sind häufig sehr groß, da man Methoden und Techniken im Wettbewerb mit anderen testen kann.  Unterschiedliche Herangehensweisen lassen sich direkt miteinander vergleichen.

Die Bandagen, mit denen bei solchen Wettbewerben gekämpft werden, sind ungewöhnlich. Selbstverständlich werden Black Hat Methoden immer angewandt, einfach um auszuprobieren, was funktioniert, und auch weil es dabei ja nicht um langfristigen Erfolg geht (für den Black Hat immer schlecht). Fair gespielt wird dabei jedoch nicht immer, und dann geht das ganze in Negative SEO über. Das Scrapen von fremden Inhalten direkt nach ihrer Veröffentlichung und vor der Indexierung durch Google gehörte dazu. Opfer hiervon war unter anderem Karl Kratz (der den Bericht darüber wieder entfernt hat?). Der Übeltäter konnte so mit geklauten Inhalten (bösem Duplicate Content) ranken.

Eine noch weitergehende Form waren DDoS Attacken, um andere Seiten unerreichbar zu machen. Darüber berichtet hat Kai Spriestersbach von SearchOne (der Artikel wurde ebenfalls entfernt), bei dem die Attacke auch erfolgreich und die Seite nicht mehr erreichbar war. Er zieht daraus den Schluss, dass der Schutz der Seite vor Black Hat und Negative SEO immer wichtiger wird.

Ist Negative SEO auf dem Vormarsch?

Es ist erstaunlich, dass bei einem Wettbewerb, bei dem es im Grunde um nichts geht, mit Methoden gearbeitet wird, die in Deutschland illegal sind. Man fragt sich dabei, was dann wohl erst bei Themen passiert, bei denen es um Geld geht. Dennoch wird Negative SEO auch mittelfristig wohl eher ein Randbereich sein. Aber beispielsweise DDoS Attacken gibt es immer wieder und daher sollte man sie zumindest auf dem Schirm haben. Der Schaden, der bei solchen Attacken durch die Nichterreichbarkeit einer Seite direkt entsteht, ist jedoch offensichtlich viel größer als im SEO Bereich. Denn eins hat der Wettbewerb auch gezeigt: Solche Methoden können sich letztlich nicht durchsetzen. Auf den vorderen Plätzen dominieren Seiten, die, soweit beurteilbar, nur auf White Hat Methoden gesetzt haben. Gewonnen hat Dynapso (Blog wurde eingestellt) und dahinter liegt Karl Kratz, der einer der Angegriffenen war. Auch Search One hat die Attacke im Endeffekt einigermaßen gut überstanden, wenngleich der kurze Zeitraum wohl nicht ganz gereicht hat, um Platz drei wieder zu erobern.

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8 Kommentare
Uwe
19.09.2013

Traurig, aber wahr. Alleine deswegen halte ich mich seit Jahren aus der aktiven Szene. Weil es genug Idioten gibt, die neidisch sind. Neid ist Deutsch, schade das er so gerne ausgelebt wird. Weiter so David. Schöne Artikel, auch wenn mir oft Bilder zum auflockern fehlen.

David Linden
20.09.2013

Hallo Uwe,
Danke für dein Lob! Schön, dass dir die Artikel gefallen. Das Bilderproblem ist bekannt, es ist auch geplant da ein bisschen mehr drauf zu achten, allerdings müssen sie dann auch gut zum Inhalt passen und nicht beliebig sein. Auf jeden Fall Danke für dein Feedback!

19.09.2013

Krass wenn man solche Methoden schon bei einem Wettbewerb, bei dem es noch nicht mal etwas zu gewinnen gab, anwendet. Mit dem Suchwort ist doch kein Geld zu verdienen. Was hat dann dieser SEO-Abschaum erst für eine kriminelle Energie, wenn es ein echtes Keyword ist mit dem man Geld verdienen kann.

Der aktuelle Platz 2 zu Seophoniest ist aber die interessantere Erkenntnis. Nämlich das alle SEOs einpacken können, wenn sich ein großes Portal dem Thema widmet.

Wer heute noch seine Zukunft auf die organische Suche bei Google aufbaut, der wird in einigen Jahren den Schuss vermutlich nicht mehr hören.

David Linden
20.09.2013

Also „SEO-Abschaum“ finde ich dann doch übertrieben, sofern es auf die Allgemeinheit der SEOs zielte. Die kriminelle Energie hält sich hoffentlich im richtigen ein Leben ein bisschen mehr zurück, denn da bekommt man dann ganz sicher eine Anzeige und Schadensersatzforderungen, wenn man erwischt wird.
Dass sich T-Online entschlossen hat da dann auch noch einzusteigen ist natürlich interessant. Das ist jedem klar, dass so ein Portal sich relativ schnell nach vorne walzt, erst recht, wenn es das als „News“ rausbringt (kein organisches Ergebnis). Dahinter stecken aber im Übrigen auch SEOs.

20.09.2013

Ich würde das nicht überbewerten. Ggfs. hat da jemand oder eine kleine Gruppe einfach mal einen Praxistest gemacht, was Negative SEO kann und / oder bringt und ob es sich lohnt da Schutzmaßnahmen zu ergreifen oder ob das Problem derzeit noch eher theoretischer Natur ist.

So ein Test eignet sich ja – wie David schon im Artikel gesagt hat – gut um solche Methoden in der Praxis zu überprüfen. Die Erkenntnis ist ja, dass SEOs gewonnen haben, die konform zu den Google-Richtlinien gearbeitet haben.

20.09.2013

Dass bei einem Wettbewerb, bei dem es nur um die Ehre und um den Erkenntnisgewinn geht, solche Mittel eingesetzt werden, ist traurig.

Manche gönnen einem halt nicht mal das Schwarze unter den Fingernägeln. :(

George Ruethschilling
08.10.2013

Echtes maliziöses SEO geht übrigens oft ganz anders und ganz ohne Linkaufbau.

Wieso sollen böse Buben Geld in zigtausende oder mehr böse Links investieren um einen Wettbewerber zu versenken, wenn das Einschleusen von Malware viel weniger kostet und viel schneller und zudem noch garantiert die CTR gegen Null sausen lässt??

Bis dato hat das AFAIK noch kein Malicious SEO bei einem Wettbewerb gewagt hat. Schauen wir mal, ob sich das bald ändert. Ich glaube ja noch an die sportliche Fairness.