Jedem sein eigenes Google?
Die Recherche für Blogartikel gestaltet sich zurzeit wie ein Hindernislauf, mit dem Ziel nicht in eines der zahlreichen Sommerlöcher zu treten. Man weiß schließlich nie genau, wie tief sie sind und ob man wieder herauskommt.
Darum habe ich mir gedacht, mache ich mir mal wieder ein paar Gedanken um Googles Rankingfaktoren, oder genauer, um die Zukunft der Suche in Zeiten immer unterschiedlicherer Suchergebnisse. Die Anstöße dazu kamen aus zwei Artikeln über die ich gestolpert bin.
Googles parameterlose Suche
Christian hat in seinem SEO-Südwest Blog gestern über ein neues Google Patent berichtet. Was das Patent mit der Nummer 8,478,519 im Detail beschreibt, lasse ich hier mal weg, aber im Groben geht es darum, dass aus dem Kontext aus dem sich der User gerade befindet durch Schütteln seines Mobiltelefons die passende Antwort geliefert wird. Der Kontext ergibt sich dabei einerseits aus auch heute schon verwendeten Faktoren wie Position / Ort, Zeit und Datum, sowie den googlebekannten (weil eingegeben) Daten aus der Navigation (Startpunkt, Ziel, etc.). Zudem fließen auch Daten aus der Suchhistorie und Umweltverhältnissen wie dem Wetter und den Lichtverhältnissen in die Berechnung mit ein. Kurzum: Googles Patent errät errechnet das Bedürfnis des Users sobald der sein Telefon schüttelt und liefert ihm die passende Antwort.
Tendenzen in diese Richtung gibt es bereits bei Google Now und auch schon länger mit den Plänen der Personalisierung und Individulaisierung der Suche, was die Diskussion um die sogenannte Filter Bubble nach sich gezogen hat. Insofern ist das beantragte Google Patent also keine Revolution, sondern wohl der Teil einer Evolution. Vor allem aber ist das Patent explizit auf Mobilgeräte ausgelegt. Google entwickelt sich bei der Suche immer mehr in die mobile Richtung, die Parole „mobile first“ ist dabei nur das offensichtlichste Indiz.
Zunehmende Diversifizierung der Suchergebnisse
Ob das Patent nun umgesetzt wird oder nicht, es ist ein weiteres Beispiel für immer weitere Faktoren von denen die SERPs individuell abhängig gemacht werden. Überall einheitliche Suchergebnisse gibt es bekanntermaßen schon lange nicht mehr. Wir sind also von den „lokalen Suchbegriffen“ schon einige Ungenauigkeiten gewohnt. Selbst SEO scheint bereits kein globaler Suchbegriff mehr zu sein (das steht in dem zweiten Artikel, den ich anfangs meinte, darin gehts im Seokratie Blog um Zufriedenkeit als Rankingfaktor). Wenn also nun auch noch Umweltfaktoren wie Lichtverhältnisse mit einfließen, dann kann es passieren, dass man es irgendwann aufgibt zu versuchen über Google gefunden werden zu wollen und überlässt es einfach dem Zufall.
Dass es so weit kommt, ist dann jedoch eher unwahrscheinlich. Erstens wäre das nicht im Interesse von Google, und zweitens bezweifle ich ernsthaft, dass diese Google Dienste ernsthaft von vielen Menschen genutzt werden. Ich kenne kaum jemanden der Google Now adäquat nutzt, was natürlich auch daran liegt, dass wir nicht in den USA sind. Aber auch in anderer Hinsicht sind die User hartnäckig, wie sich in den steigenden Zahlen der Desktop Suche gezeigt hat. In meinen Augen ein Hinweis darauf, dass die Leute objektive Informationen und nicht personalisierte Wünsche suchen. Außerdem ist es natürlich wirklich fraglich, ob Angesichts diverser Datenschutzskandale wirklich jeder quasi sein eigenes Google haben möchte, was andersherum bedeutet, dass jeder individuell erfassbar ist, und zwar in allen Lebensumständen.
Ich denke auch das es immer personalisierter, lokalisierter und was weiss ich werden wird. Durch die ganzen Faktoren ist das optimieren und vor allem auch das prüfen und nachvollziehen der Rankings in Tools und manuell unübersichtlich geworden. Wobei sich einige Tools hier auch schon ganz gut angepasst haben und das sicher auch weiter werden. Ich bin jedenfalls gespannt wo die Reise hingeht und wie weit sich vor allem die User „individualiseren lassen“.