Große SEO-Projekte – Teil 1

Hiermit starte ich eine neue Serie, von der ich noch nicht genau weiß, wie viele Teile sie enthalten wird. Das liegt unter anderem daran, dass ich mich grundsätzlich nicht an die wohlklingenden Tipps halte, die ich in der Öffentlichkeit von mir gebe. Wie Ihr dem Titel bereits entnehmen könnt, wird die Serie von großen SEO-Projekten handeln. Beginnen wir zunächst mit einer Abgrenzung.

Was meine ich eigentlich mit groß?

Es gibt für die Beurteilung dieser Frage durchaus eine Reihe möglicher Bewertungsmaßstäbe:

  • das Budget ist groß (potentiell ein gutes Zeichen)
  • die Anzahl der Seiten ist groß
  • das Team ist groß
  • die Konkurrenz ist groß
  • die Herausforderung ist groß (z.B. weil viele „politische“ Entscheidungen an den zuständigen Stellen getroffen werden)

Bei einigen dieser Punkte spielt der Kontext für eine Einschätzung der Größe ebenfalls eine Rolle. Hat man nur eine Person zur Verfügung, ist schon ein Projekt mit 1000 Unterseiten groß. Die sind recht schnell erreicht.

Für meine heutige Betrachtung reicht es, sich zunächst auf die Anzahl der Seiten zu fokussieren. Als groß gilt in dieser Serie jede Website, die über mehr als 25.000 Unterseiten verfügt. Diese Menge ist ebenfalls recht schnell erreicht, wenn wir beispielsweise an Shops oder andere Arten von Verzeichnissen denken (fast alle Verzeichnisdienste, Anwaltssuchdienste oder ähnliche Angebote). In diesem Fall wird die Menge der Unterseiten häufig von der Anzahl der Kunden oder der Anzahl der gelisteten Produkte bestimmt.

Ausgangslage der Optimierung

Ich nähere mich dem Thema indem ich einen fiktiven Anwaltssuchdienst erfinde.

Personallage und Budgetsituation

Um die Sache spannend zu machen, gehen wir davon aus, dass das Budget für externe Kräfte 0 Euro beträgt. Intern kann ein Softwareentwickler und ein mit den Grundlagen der Suchmaschinenoptimierung vertrauter Redakteur bereitgestellt werden.

Die Seite des Anwaltssuchdienstes offenbart uns folgende Eckdaten:

  • etwa 100.000 Visits mit 350.000 Page Impressions
  • etwa 18.000 Backlinks von 400 Domains
  • eine Konversionsrate von 2,5 Promille, was in diesem Fall 250 Mandatsvermittlungen monatlich entspräche

Zielsetzung

Nutzerzahlen und Backlinks, redaktionelle Auffindbarkeit – kurz klassische SEO-Themen sind für Geschäftsleitung und Kunden allenfalls Sekundärziele. Was zählt, ist einzig und allein die Konversionsrate. Zur Erhöhung der Kundenzufriedenheit und Steigerung der Umsätze sollen schlicht mehr Mandate vermittelt werden. Das erste ambitionierte Ziel sieht eine Steigerung der Konversionsrate auf 5 Promille vor.

Vorhandene Inhalte

  • eine Suchmaschine für Rechtsanwälte und Steuerberater
  • ein Verzeichnis oben genannter Kanzleien mit etwa 5.000 Einträgen
  • 2.000 redaktionell betreute Artikel aus den Themenfeldern Recht und Steuern mit einer Mindestlänge von 400 Worten
  • eine OnSite-Struktur, die mit dem Wort „gruselig“ recht gut erfasst ist
  • technisch besteht ein wenig Nachholbedarf
  • die Usabillity der Seite ist schlecht

Besonderheiten

Es existiert eine Reihe von Content-Partnern, die besonders gute Inhalte prominent auf ihren eigenen Portalen publizieren und im Gegenzug bereit sind, die Originalquelle zu verlinken. Letzteres wird eher stiefmütterlich behandelt.

Der erste Schritt

Zunächst klingt das alles nach sehr viel Arbeit. Ist es auch, aber mit ein bisschen Struktur kann man das Problem durchaus bewältigen. Gehen wir zunächst davon aus, die Anzahl der Konversionen stiege linear mit der Anzahl der User. Optimierungen der Benutzerfreundlichkeit zur Steigerung der Konversion stehen aus allerlei politischen Erwägungen nicht zur Debatte. Es bleibt also initial nur die Möglichkeit mehr Nutzer zu bekommen. Der erste Schritt zu mehr Nutzern heißt im Fall von Optimierung für Suchmaschinen immer: mehr Links. Es wird viel darüber philosophiert, wie man am besten an Links kommt. Dabei ist der schnellste Weg derart nahe liegend, dass er häufig vernachlässigt wird:

Man greift einfach zum Telefonhörer.

Im ersten Schritt werden die Content-Partner kontaktiert und freundlich, aber nachdrücklich, darum gebeten von Ihren Seiten aus vernünftig zu verlinken.

Im zweiten Schritt ruft man einfach seine Kunden an. Ganz simpel nach dem Motto, „Hey Kunde XYZ, Du hast doch ’ne Homepage. Wenn Du die Wahrscheinlichkeit steigern willst, dass Du bei Google irgendwie gefunden wirst, verlinke doch bitte dein Beraterprofil bei uns. Da wir Deinen Einsatz zu schätzen wissen, honorieren wir das Ganze mit einem Gutschein für unsere kostenpflichtige Urteilsdatenbank. Bei der Gelegenheit sollte nicht vergessen werden, das Thema „verlinkt uns“ in jeden sinnvollen Kontext zu integrieren.

Gibt es ein Begrüßungsschreiben für Neukunden mit Informationen über unseren Anwaltssuchdienst? Prima, dann weisen wir doch genau dort unsere Kunden darauf hin, dass es für Sie von Vorteil ist, einen Link auf Ihr Profil zu setzen.

Die Kontaktaufnahme zu Geschäftspartnern und Kunden ist der einfachste, billigste und schnellste Weg eine signifikante Anzahl von Backlinks durchwachsener Qualität zu erhalten. Im Grunde genau das, was wir für einen anständigen Linkmix brauchen.

Damit der Programmierer sich nicht langweilt, geben wir ihm in der Zwischenzeit die Aufgabe für einen validen Quelltext zu sorgen. Das kostet keine besondere Mühe, führt aber dazu, dass sich alle unsere 25.000 Seiten ändern, weil Sie auf dem gleichen Template aufbauen. Und da wird Google sicher gerne vorbeischauen um zu sehen, was sich denn gerade auf der Seite tut.

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