Googles neue SERP Vielfalt – Fluch oder Segen?

Im Schatten des Pinguin 2.0 Updates hat Google ein weiteres Update gefahren, das erhebliche, wenn nicht gar noch größere Auswirkungen auf die SERPs hatte. Die Rede ist von einem SERP diversity bzw. Domain Clustering Update. Es soll verhindern, dass die Suchergebnisseiten von einzelnen Domains dominiert werden.

Die Entwicklung der Vielfalt in den Suchergebnissen

Wenn einzelne Domains die Suchergebnisse dominieren, ist das ein Problem. Man fühlt sich einfach nicht richtig informiert, wenn man keine Auswahl hat. So ein frustrierendes Sucherlebnis wollte Google schon immer vermeiden und hat schon mehrfach Vorkehrungen dagegen ergriffen.  Anfangs hatte Google keine Beschränkungen für die Anzahl der Suchergebnisse, die von einer Domain zu einem Keyword angezeigt wurden. Da man aber ja bemüht ist die besten Suchergebnisse bereitzustellen, führte man eine Grenze von maximal zwei Ergebnissen pro Domain-Name, was aber wohl durch die zunehmende Verwendung von Subdomains umgangen werden konnte. Daher wurde die Grenze – das Domain Clustering – auf drei bis vier Ergebnisse pro Domain eingegrenzt. Da das immer noch nicht zufriedenstellend war, entschloss man sich, die Anzahl der Ergebnisse von derselben Website zumindest auf der ersten Ergebnisseite stark einzuschränken und kümmerte sich weniger um die weiteren Seiten. Das war der letzte Stand und die Entwicklung dahin hat Barry Schwartz in einem Beitrag auf Searchengineland aus einem Video von Matt Cutts zusammengefasst. Das Video füge ich auch am Ende des Beitrags noch einmal ein. Denn darin wird auch das Update angekündigt, das mittlerweile durchgeführt wurde und in dem sich Google auch die hinteren SERPs vorgenommen hat.

Die neue Diversity in den SERPs: Fast 100% unterschiedliche Domains in den Top 100

Wie gesagt hat es Google ernst gemeint und seine SERPs ordentlich aufgeräumt. Waren vor einem Jahr zeitweise nur knapp 50 unterschiedliche Domains durchschnittlich in den Top-100-Ergebnissen vertreten, ist dieser Wert vor kurzem extrem stark angestiegen. Wie Johannes Beus von Sistrix eindrucksvoll gezeigt hat, waren plötzlich 96(!) unterschiedliche Domains in den ersten 100 Suchergebnissen. Das bedeutet weitaus mehr Vielfalt, mehr als (jemals?) zuvor. Von Dominanz einzelner Websites kann hier also keine Rede mehr sein. Bei einem so krassen Unterschied muss man sich allerdings fragen, ob Google hier nicht ein bisschen über das Ziel hinausgeschossen ist.

Vielfalt statt Qualität der Suchergebnisse?

Zunächst möchte ich einmal generell sagen, dass ich den Vorstoß für mehr Vielfalt als User generell begrüße. Nur entsteht dadurch ein Problem: Man weiß nicht, welche Ergebnisse nun nicht angezeigt werden. Auf den ersten Blick ist es also unmöglich zu beurteilen, ob die Qualität der Suchergebnisse besser geworden ist.

Aus der Perspektive der Websitebetreiber ist das neue Update indifferent zu beurteilen, denn einerseits haben viele sicherlich Platzierungen unter den ersten 100 verloren, was aber vom Traffic her verkraftbar ist. Mindestens ein Ergebnis ist ja geblieben, in der Regel das am besten Platzierte.  Dass hier also einige Domains rausfallen, wird wieder ausgeglichen. Denn für andere Keywords werden ja auch eine Menge Plätze frei, sodass es nicht unwahrscheinlich ist dort nachzurücken. Diese Veränderungen spielen sich aber allesamt auf den Plätzen hinter der ersten Suchergebnisseite ab.

Welche Folgen hat das für Blogs?

Meiner Meinung nach kann die Vielfalt auch die Qualität der Ergebnisse verschlechtern. Gerade dann, wenn man Artikel aus Blogs oder Ähnlichem sucht, kann zu viel Vielfalt auch problematisch sein. Denn Blogs sind ja in der Regel auf bestimmte Themengebiete spezialisiert. Unser Blog beispielsweise auf Themen rund um Online Marketing und Suchmaschinenoptimierung. Zu bestimmten relevanten Themen haben wir mehrere Artikel veröffentlicht. Dasselbe Thema kann man unter verschiedenen Gesichtspunkten oder Fragestellungen behandeln. Mit mehreren Beiträgen zu einem Thema kann man erstens seine eigene Fachkompetenz nutzen und zweitens sie auch nach außen zeigen. Und gerade Menschen, die nach einem speziellen Problem, aber nicht mit Longtail Keywords suchen, werden manchmal erst auf den hinteren Positionen fündig. Wenn aber die spezielleren Artikel auch weiter hinten nicht mehr angezeigt werden, weil vorne ja schon ein Beitrag rankt, dann ist das für den User unter Umständen ungünstig, aber vor allem auch für den Blog, weil er nicht zeigen kann zu welchem Thema er Kompetenz besitzt. Daher ist der radikale Schritt, den Google hier gegangen ist, nicht nur positiv zu beurteilen. Wie radikal dieser Schritt war, zeige ich mal mit einem Screenshot aus unserem Monitoring. Man sieht die Rankings von Seosweet zum Keyword „SEO Konzept“, die rechte Spalte zeigt die Rankings von vor vier Wochen, die nächste die von vor zwei Wochen. Dann folgen die von gestern und dann das aktuelle, das zum Zeitpunkt der Abfrage allerdings noch nicht ausgeliefert war, was durch die Uhr links symbolisiert wird.

Seosweets Rankings für „SEO Konzept“

Ist die SERP Vielfalt von Dauer?

Wie gesagt ist die Idee der größeren Vielfalt generell zu begrüßen. Ob dieser radikale Schritt jedoch notwendig war, wage ich zumindest mal zu bezweifeln. Zumal gerade Blogs darunter durchaus leiden könnten und die Gefahr steigt, dass hier wieder viel mehr auf ein bestimmtes Keyword optimiert wird. Ich denke aber nicht, dass es Google bei diesem radikalen Konzept belassen wird. Ich vermute vielmehr, dass hier erstmal die SERPs radikal bereinigt wurden, um dann später bei feineren Anpassungen die Auswirkungen besser beobachten zu können.  Dass es hier noch Anpassungen gibt, hat auch der Fehler des Site-Befehls gezeigt, dessen Ergebnisse in Folge des Updates auf 30 beschränkt waren.

(Artikel erstmals 2013 veröffentlicht – Inhalt möglicherweise nicht mehr aktuell)

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1 Kommentar
16.07.2013

Wie von dir schon bemerkt, ist das Update zu begrüße; Warum sollte ein Platzhirsch (große Marken wie Mercedes etc.) alle vorderen Ränge einnehmen, wenn der Userintention ganz anders gelagert ist. Eine Suchergebnis pro Domain reicht meist völlig aus, um die Userintention aufzufangen.