Ist das Internet nicht mehr dezentral strukturiert?

Was das Internet eigentlich ausmacht ist seine dezentrale Struktur. Allerdings wird diese dezentrale Struktur heute von einigen Unternehmen und ihrem Umgang mit Daten überschattet. Die dezentrale Internetstruktur unterscheidet sich von der zentralen Struktur in dem Punkt, dass es unabhängig ist und die Daten und Kommunikationen nicht an einem Ort zusammenlaufen.

Das TCP/IP Modell, das die technische Grundlage des Internets bildet, ist betriebssystem- und herstellerunabhängig und somit dezentral. Wie genau das TCP/IP Modell funktioniert, habe ich bereits in einem vorherigen Artikel thematisiert. Doch warum ist das Internet nicht (mehr) dezentral? Diese Frage wird im folgenden Artikel beantwortet.

Geschichte der dezentralen Struktur

Das Internet ist grundsätzlich dezentral strukturiert. Dezentral bedeutet hierbei: Es gibt keine Hauptverwaltung oder ähnliches, sondern es besteht aus vielen zusammengeschlossenen Netzwerken. Im Falle von Störungen ist der Netzverkehr dann nicht beeinträchtigt. Vereinfacht gesagt werden einfach alternative Routen gesucht, denn der Netzwerkverkehr verläuft immer auf dem schnellsten Weg. Es gibt keine zentralen Knotenpunkte, so ist das Internet vor großen, weitreichenden Ausfällen geschützt.

Zurückzuführen ist diese dezentrale Struktur auf den Vorläufer des heutigen Internets: das ARPANET. Hierbei handelt es sich um ein Computer-Netzwerk, welches die Kommunikation zwischen US-amerikanischen Universitäten, die hauptsächlich für das Verteidigungsministerium forschten, gewährleisten sollte. Die Verbindungen wurden damals über Telefonleitungen hergestellt. Der dezentrale Aufbau führte auch zu einem schnellen und effizienten Ausbau.

Der aus dieser Zeit stammende Gedanke von Dezentralisierung und freiem Austausch von Informationen prägte daher von Anfang an die Entwicklung des modernen Internets. Selbst das „Transfer Control Protocoll/Internet Protocoll“ (TCP/IP), das die Kommunikation im Internet überhaupt erst möglich macht, unterliegt keinen Lizenzbeschränkungen.
Quelle: https://www.digitalwelt.org/hackerkultur/inhalt/internet-dezentral-frei-netzwerk

Und wie hat sich die dezentrale Struktur weiterentwickelt?

Die ursprünglichen, technischen Gegebenheiten sind offene Protokolle. Sie wurden als einfache und flexible Netzwerke strukturiert. Dort liegt die dezentrale Struktur auch immer noch vor. Allerdings kontrollieren heute wenige große Konzerne einen Großteil des Internets. Das heißt, die Internetseiten, die wir besuchen, und Produkte, die wir nutzen, werden von einigen wenigen Unternehmen zur Verfügung gestellt. Ihre Dienste laufen auf einer begrenzten Anzahl von Servern. Diese Unternehmen verfügen über unsere Daten und machen mit ihnen Geschäfte, indem sie beispielsweise personalisierte Werbung schalten. Beim Besuch einer Website vertraut man also einem Unternehmen seine persönlichen Daten und Informationen an. Sie können unsere Daten dann unbemerkt weiterverkaufen oder an Dritte herausgeben. Dies stellt natürlich ein Worst Case Szenario dar. Diverse Datenschutzskandale bestätigen aber immer wieder, dass dies Themen sind, über die man sich Gedanken machen sollte.

Ein weiteres Beispiel für die dezentralen Struktur ist die ICANN. Sie ist eine im Jahre 1998 gegründete Organisation. Sie ist unter anderem für die Koordination der Root-Name-Server zuständig und betreibt selbst einen davon. Die Root-Name-Server sind die Grundlage des Domain-Name-Systems, welche für die Übersetzung von Domains zu IP-Adressen zuständig ist. Wenn das Domain-Name-System nicht mehr weiter weiß, wird der Root-Name-Server angefragt. Dieser findet dann heraus, welcher Name-Server eine Antwort hat und vermittelt weiter.
Der ICANN kommen unverzichtbare, zentrale Aufgaben zu, ohne die ein global einheitliches Internet nicht möglich wäre. Allerdings ist die ICANN eine Organisation, die dem kalifornischen Recht unterliegt, was viele kritisch sehen.

Zukunft: Wieder hin zur dezentralen Struktur?

Es wird weiter an Ideen zur Dezentralisierung getüftelt. Ein wichtiges Augenmerk liegt hierbei auf der Blockchain. Diese Technologie könnte für den sicheren Austausch von Daten sorgen, denn sie ermöglicht die Validierung der Persönlichkeit ohne eine zentrale Plattform zwischen zu schalten. Einzelne Unternehmen und Start-Ups basteln an Ideen zur Dezentralisierung, viele von ihnen zählen dabei auf die Blockchain-Technologie. In Artikeln vom t3n-Magazin und wired werden einige vorgestellt.

Von einer kompletten Dezentralisierung sollte allerdings nicht ausgegangen werden, denn zentrale Systeme bringen auch Vorteile, wie eine schnelle und leichte Bedienung. Wichtig ist es, dass wir nicht vergessen, wem wir unsere Daten anvertrauen. Sie gehören zu den persönlichsten Sachen, die wir haben. Auch ist es sicherlich interessant die aktuellen Entwicklungen der Start-Ups weiter zu verfolgen und zu schauen, wie sie das Web verändern.

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1 Kommentar
ONMA Werbeagentur Hannover
07.11.2018

Da das Internet so eine wichtige Sache ist, halte ich es für sehr wichtig, das Artikel wie diese ein wenig darüber Aufklären. Es gibt schon genug Leute, die Blind konsumieren, ich will nicht auch einer davon sein. Danke Alexandra, gute Arbeit hast du hier geleistet. Immer wieder Interessant, über welche Dinge man stolpern kann.