Datenschutz in Zeiten von Big Data: Parts2Talk Online Marketing

Ich finde es interessant wie die Dinge manchmal zusammenkommen. So ist es mir diese Woche mit dem Thema Datenschutz gegangen. Jetzt ist das an sich kein neu diskutiertes Thema. Genau genommen begleitet es uns schon lange und jeder der einen Online Shop oder auch nur eine Internetseite hat, kann ein Lied davon singen. Die rechtliche Lage in Deutschland ist so starr und undurchsichtig, dass viele Seitenbetreiber hochgradig verunsichert sind.

Um ihren Kunden sinnvolle Angebote machen zu können oder das eigene Angebot zu verbessern, brauchen sie Informationen über das Verhalten der Seitenbesucher.

Aber auch diese sind verunsichert. Vor allem deutsche Nutzer sind schon seit Jahren skeptisch, allerdings ohne tatsächliche Konsequenzen daraus zu ziehen. Der NSA-Skandal hat den Datenschutz dann zurück in das Bewusstsein der Menschen befördert. Das wirkt sich jedoch nicht nur auf das ohnehin zwielichtige Image der NSA und anderer Geheimdienste aus, sondern es bereitet dem Online Marketing zunehmend Probleme.

Parts2Talk: Vom Online Marketing zur Datendiskussion

Vor kurzem war ich bei einer Veranstaltung im Startplatz Köln. Sie nannte sich Parts2Talk und hat sich als sehr angenehmes Format herausgestellt. Das Oberthema lautete „Online Marketing“. Besonders interessant und irgendwie auch beeindruckend war dabei für mich zum einen der Vortrag von Christian Tembrink zum Thema Video-Advertising. Ein Thema das ich bisher immer eher hab links liegen lassen, aber das dann jetzt doch auf den Schirm gerutscht ist. Der zweite hochinteressante Beitrag kam von Siamac Alexander Rhanavard. Sein Thema war Online Advertising im allgemeinen, mit starkem Fokus auf Tracking und Retargeting von Online Marketing Kampagnen und dem sogenannten Data Driven Marketing. Denn die genaue Auswertung des Userverhaltens kann bares Geld sparen, wenn eine Kampagne dadurch gezielt eingesetzt werden kann, statt sie flächendeckend zu streuen. Der Nebeneffekt ist, dass so ausgelieferte Werbung auch für den User häufig angenehmer ist.

Das Problem: Die Datenschutzbestimmungen sind auf so etwas nicht ausgelegt, und nach dem NSA-Skandal wird auch das Tracking noch mehr hinterfragt als vorher. Das in diesem Zusammenhang wichtige Buzzword Big Data durfte dann natürlich auch nicht fehlen und wurde behandelt von Karl-Heinz Land, der als „digital Darwinist“ sehr energisch die Vorteile von Big Data hervorgehoben und dem eine große Zukunft vorausgesagt hat.

Das war denn letztlich auch das relevante Thema bei der abschließenden Panel Diskussion. Wie sieht die Zukunft aus? Welche Bereiche in unserem Leben wird Big Data einnehmen? Welche Vorteile haben wir davon? Was gilt es zu beachten und was zu überwinden?

Big Data im Marketing: Ja, aber…

Jeder, der irgendetwas im Internet macht, ist zurecht frustriert und verunsichert über die rechtliche Situation. Mit dem was technisch möglich ist, hat das, was in Gesetzen und anderen Regeln verfasst ist, nicht mehr viel zu tun. Es ist auch unwahrscheinlich, dass sich daran in Zeiten stark expandierender Datenmengen, die auch noch verarbeitbar sind, etwas ändern wird. Intelligente Systeme, semantische Suchmaschinen, gute Onlineshops, nicht nervende Werbung die mich stattdessen auf relevante Produkte hinweist. Das alles klingt gut, aber es muss vertrauenswürdig sein. Ein Großteil erhobener Daten muss nicht personenbezogen sein. Gerade im Marketing braucht man das oft gar nicht, es sei denn, man möchte wirklich bestimmte Individuen ansprechen.

…die Bedürfnisse der User beachten und Vertrauen schaffen

Wichtig ist aber, dass man nicht nur die Bedürfnisse der User im Bezug auf ein Produkt, sondern auch auf den Datenschutz beachtet. So etwas geht über Transparenz, Aufklärung, und nicht zuletzt auch Bildung. Firmen wie insbesondere Google, aber auch Facebook, gehen mit schlechtem Beispiel voran und verknüpfen innovative Produkte mit undurchsichtigen Datenschutzrichtlinien. Keiner weiß, was warum gesammelt wird. Und hier gilt es auch dringend den Artikel von Martin Mißfeldt zur Würde des Menschen im Internetzeitalter zu erwähnen. An diesen musste ich bei der Panel Diskussion permanent denken, denn er war erst am Vortag erschienen. Ich stimme zwar nicht mit allem darin überein, aber gerade in Bezug auf Datenschutz sind solche Stimmen enorm wichtig, denn jede Entwicklung hat mehrere Seiten. In meinem Verständnis von Vertrauen, das ein wichtiger Faktor im Online Business werden dürfte (und vermutlich schon ist), wird transparent kommuniziert und mögliche Bedenken der User und Kunden werden berücksichtigt.

Der Unterschied zum NSA-Skandal:

Nichtsdestotrotz, egal wie man es sieht, man muss es vom NSA-Skandal differenzieren. Auch wenn man es, aufgrund der technischen Infrastruktur und der Konzentration von Datenzentren in den USA, nicht absolut trennen kann, der Unterschied ist: bei privaten Anbietern kann ich mir aussuchen, ob ich die Seite ansurfe oder nicht, ob ich Kunde bin oder nicht – zumindest kann ich mich zu einem gewissen grad „schützen“. Ich kann beim Einkaufen auch entscheiden, ob ich bar oder mit ec-karte bezahle. Mit letzterer teile ich automatisch auch Daten von mir. Aber ich kann mir nicht aussuchen, ob ich abgehört werde oder nicht. Ich kann nicht einfach den Geheimdienst wechseln, wenn mir der in meiner Leitung nicht gefällt. Ich kann auch nicht nachfragen, was warum gespeichert wird und vor allem, ich kann nicht davon ausgehen, dass mir ein Geheimdienst lediglich Werbung ausliefern will.

(Artikel erstmals 2013 veröffentlicht – Inhalt möglicherweise nicht mehr aktuell)

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